Eine kühle Nacht liegt hinter uns und wir freuen uns über jeden kleinen Sonnenstrahl, welcher heute Morgen auf unser Zelt trifft. Erst spät krabbeln wir heute aus dem vom Morgentau noch etwas nassem Zelt. Auf der To-Do-Liste steht: Paddeln. Boote dafür kann man sich gleich auf dem Campingplatz ausleihen. Leider ist es nicht möglich, direkt von dem anliegenden See auf den Fluss Gauja, unser heutiges Ziel, zu gelangen. Aber kein Problem: zusammen mit einer anderen Familie sitzen wir zur Mittagszeit im VW Bus, auf dem Anhänger drei Boote und es geht zum Flussufer. Das Beste daran, auch am Zielpunkt werden wir von dem netten Campingplatz-Besitzer wieder eingesammelt. Das heißt für uns: nur mit dem Strom paddeln. Jetzt aber los.

Auf den nächsten gut 17 Kilometern Wasserweg durch den Gauja-Nationalpark erwartet uns viel unberührte, unbesiedelte und friedliche Natur. Zahlreiche Liebellen umkreisen uns, manche so groß wie kleine Vögel und alle in den tollsten Farben. Besonders gefallen uns die dunkelblauen Exemplare mit fast schwarzen Flügeln (leider ist uns von denen kein Bild gelungen). Neben den zahlreichen Fluginsekten und Fischen gibt es entlang des Ufers auch tolle Sandsteinfelsen zu bestaunen. Die Reflektionen der Sonne zaubern an einigen Stellen tolle, sich bewegende Muster an die Wände. Ein weiteres Highlight auf unsere Tour waren die kleinen Stromschnellen, die es zu überwinden galt. Danach legten wir eine kurze Pause an einem der unzähligen Badestellen ein und genossen Wasser, Sonne und Sand. Ziel unserer Tour ist eine hölzerne Autofähre. Diese Seilfähre funktioniert ganz ohne Strom, dafür mit Muskel- und Wasserkraft. Der Rücktransport war dann eine logistische Meisterleistung nach lettischer Art, da neben uns auch weitere Campinggäste mit ihrer Tour fertig waren. Der 9-Sitzer VW Transporter wurde mit zwei zusätzlichen Holz-Hockern zum 11 Sitzer und auf der Doppelsitzer-Bank nahmen 3 Personen Platz. Auf dem Anhänger stapelten sich nun fünf Doppel-Kanus und zwei Einsitzer. Rasant ging es so den trockenen Schotterweg zurück zum Zeltplatz.
Den Tag haben wir mit unseren Büchern auf dem Steg ausklingen lassen. Morgen geht es dann bis kurz vor die polnische Grenze, der Heimat wieder ein Stück näher.