Heute Morgen dachten wir uns noch: Was schreibt man am Abreisetag? Wir sind den ganzen Tag mit dem Zug unterwegs. Was soll da schon passieren? Da haben wir aber noch nicht an die Deutsche Bahn gedacht.

Das zeitige Aufstehen hatten wir gestern bereits trainiert. Check-out war auch schon erledigt, also nichts wie auf zum Bahnhof. Hier waren wir zwar ausreichend früh angekommen, doch stellte der Aufzug den Herren der Schöpfung vor mittlere Schwierigkeiten (das Fahrrad war einfach zu lang). Im zweiten Anlauf und mit weiblicher Cleverness gelang dann aber der Ebenentransfer (eine Fronttasche musste abgenommen und der Lenker senkrecht zum restlichen Fahrrad gedreht werden – gar kein Problem). Nach kurzer Wartezeit und kleinem Sprint zum Fahrradabteil war der erste Zug geschafft. Der Umstieg in Verona klappte einwandfrei, was auch an der pünktlicher Trenitalia lag. Von hier an erlebten wir unsere Tour quasi im Rücklauf. Aus dem Flachland rauf zum Brenner, von hier nach Innsbruck, ein Stück am Inn entlang, dann durch einen riesigen Tunnel und weiter bis nach München.
Kurz nach dem Grenzübertritt am Brenner machte sich erneut Aufregung breit. Umstiege mit dem Fahrrad sind immer ein kleiner Adrenalin-Kick. Doch auf die Aufregung folgte so gleich die Ernüchterung, ungeahnt hatten wir bereits 20 Minuten Verspätung angesammelt. Grund dafür waren wohl Baustellen und ein Brand in einem Stellwerk. Von da an hieß es hoffen und bangen, ob wir den Anschlusszug doch noch bekommen können (reguläre Umstiegszeit: 25 Minuten). Doch es half alles nichts. Bereits in der Zugdurchsage wurden alle Hoffnungen zerstört. Unser ICE nach Leipzig kann leider nicht warten und fährt ohne uns.
Der erste Anlauf im Reisezentrum scheiterte an der FFP2-Maskenpflicht in Bayern. Dies steckte noch in der Fahrradtasche und das Schlangestehen begann von vorn. Unser Anliegen stellte die netten Bahnmitarbeiter vor einige Probleme. Am Ende beschäftigten sich drei Kollegen damit. Das schwierige sind eigentlich nur die Fahrräder. In der Sommerzeit gibt es einfach zu wenige Fahrradplätze in den Zügen. Auch die Regionalbahn liefert keine Verbindung. Das ernüchternde Ergebnis: die Bahn bringt uns heute nicht mehr nach Hause. Ein Gutschein für eine Hotelübernachtung und eine Verbindung mit 3x Umsteigen im Regionalzug ab 5:00 Uhr bis 13:30 Uhr bleibt das letzte Angebot. Nach einer kurzen Nacht würde uns dann also eine langwierige und sicher anstrengende Reise zur Rushhour bevorstehen. Dazu kommt, dass der letzte Umstieg in Leipzig in 8 Minuten von Gleis 9 auf 21 mit 2 Fahrrädern und Gepäck schier unmöglich scheint. Das musste erst einmal sacken.
Als Alternative kamen uns als erstes die großen grünen Flixbusse in den Sinn. Eine zeitnahe Verbindung inkl. Fahrradmitnahme war auch hier nicht zu finden. Dafür sollte es ab 22 Uhr eine Möglichkeit zur Fahrt nach Dresden geben. „Bereits um 6 Uhr“ könnten wir am Hauptbahnhof aussteigen. Mangels Alternativen starteten wir einen Versuch beim Flixbus Service Shop. Auch hier empfahl man uns diese Route. Also gingen wir dieses Abenteuer an, in der Hoffnung, dass es das letzte in diesem Urlaub sein wird. Bis es jedoch soweit war, haben wir uns die Bäuche im Biergarten des Augustiner Kellers vollgeschlagen. Zum Abschluss also nochmal bayrische Brotzeit, Käsespätzle, Leberknödel, Brezel, Apfelstrudel und eine frische Dampfnudel (eine Art riesen Buchteln) mit Honigkruste und Vanille-Sauce. Alles sehr lecker aber im Vergleich zu Venedig doch Recht teuer. Bestens präpariert ging es also für uns zum ZOB München. Hier der nächste Trouble. Bei einer Umbuchung des Tickets ist wohl das Fahrrad eines potentiellen Mitreisenden, der aufgrund von Verspätung seines vorherigen Busses seinen Anschluss nicht bekommen hat, nicht mit umgebucht wurden. Also standen 4 Fahrräder für 3 Fahrradplätze am Bussteig. Unsere slowakischen Fahrer hat es zwar nicht gefallen, aber ein Rad verschwand kurzerhand mit im Gepäckabteil. Für uns gewissermaßen Glück im Unglück, denn ohne diesen Umbuchungsfehler wären nicht 2 freie Fahrradplätze für uns angezeigt worden.
Die Nacht verbrachten wir nun im Fernbus. Die Tiefschlafphase wurde von einem 2h Aufenthalt in Nürnberg unterbrochen, konnte dann aber pünktlich 2 Uhr Nacht fortgesetzt werden. Und siehe da, auf die Minute um 6:00 Uhr in der Früh erreichten wir „Dresden Hauptbahnhof“. Nun radelten wir über uns bekannte Wege endlich nach Hause. Hier erwarteten uns nicht nur zwei kleine schwarze Fellknäuel sondern auch eine wohltuende Dusche.
Dieses Mal haben wir unseren Urlaub bis zur letzten Minute ausgedehnt. Wir freuen uns das ihr so zahlreich an unserer virtuellen Seite wart und danken für die vielen Grüße. Das war es jetzt aber auch für diese Reise. Wir sehen uns!
Ciao Gracie – Betti & Arthur