Wir sind so ziemlich die letzten Radreisenden auf dem Campingplatz, welche sich aus dem gemachten Bett schälen. Während andere bereits hoch zu Roß sitzen oder gerade noch die letzten Zeltstangen verpacken, sitzen wir gemütlich am Frühstückstisch. Was für ein Luxus wir doch haben, den Tag ganz entspannt ohne müssen und sollen zu beginnen. Aber irgendwann haben auch wir uns zusammengefunden und alles Gepäck auf der „Pippilotta“ und dem „Rhino Gold“ (aka „Volvo auf 2 Rädern“) verstaut. Doch unsere Räder können sich noch etwas ausruhen. Nahe des Campingplatzes gibt es, laut Reiseführer, den am besten ausgebauten Wanderweg der Lofoten. Das wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen.

Die als leicht deklariert Route beginnt nach wenigen hundert Metern Straße mit einem hölzernen Viehgatter. Die Tour – Ginaloipa – wurde 2013 von der norwegischen Königin höchst persönlich eröffnet und der Frauenrechtlerin Gina Krog gewidmet. Das Geburtshaus der wohl einflussreichsten Kämpferin für die Rechte von Frauen in Norwegen liegt nur einen Katzensprung davon entfernt.
Doch wer nach soviel Trubel um den Weg glaubt, hier eine Route nach mitteleuropäische Standards vorzufinden, irrt. Denn wie wir schnell feststellen, unterscheidet sich dieser Weg nur minimal von einer Lofoten typischen Wanderung. Am Eingang gibt es eine Infotafel und einen Wegweiser, ansonsten geht es wie gewohnt recht steil nach oben. Dabei wechseln sich Wiesenpfade, Felsen und Steinfelder ab. Auf halber Höhe, nach etwas mehr als einen Kilometer, endet dann bereits der familienfreundliche Teil. An einer kleinen Hütte kann man sich hier ausruhen und den Blick genießen. Für noch mehr Weitblick muss man aber nochmal 250 hm überwinden.
Dieses Stück als „leicht“ einzustufen ist wahrlich ein kleiner, vielleicht sogar übler Scherz. Denn auch heute geht es wieder senkrecht nach oben. Dabei besteht hier die zusätzliche Schwierigkeit in dem staubigen Untergrund aus losen Sand und Geröll überhaupt Halt zu finden. Hier will jeder Tritt wohl überlegt sein. Doch mit genügend Konzentration und Ruhe meistern wir auch das, während die Sonne weiter von oben herab prasselt. Oben angekommen bietet sich uns mal wieder ein toller Ausblick über die Küste und das Meer. Großartige Ausblicke bieten sich uns aber nicht nur in der Ferne. Nach einer kurzen Pause sind wir bereit für den Abstieg. Dabei begegnen wir auffällig vielen Herren, welche das Wetter zum Anlass genommen haben, ihre mal mehr mal weniger trainierten Oberkörper zur Schau zu stellen. Uns ist zwar auch sehr warm aber wir behalten erstmal noch unsere Klamotten an uns.









Weiter unten und aus dem Windschatten des Bergs getreten ist es dann auch gleich deutlich kühler. Den Plan mit dem Baden verschieben wir daraufhin noch mal. Stattdessen setzten wir uns lieber nochmal auf eine Bank am Campingplatz und ruhen unsere müden Beine aus. Die „leichte“ Wanderung hat uns dann doch mehr abverlangt als gedacht. Als wir dann Aufbrechen ist es schon zeitiger Abend. Im Supermarkt versorgen wir uns noch schnell mit dem Nötigsten und radeln anschließend weiter. Wie weit es gehen soll, wissen wir auch nicht so genau. Bis nach Å, dem Ende der Lofoten, sind es noch rund 30 Kilometer.
Mit unseren Rädern folgen wir der E10, welche in diesem Abschnitt und bei solch einem Wetter allein schon eine Anreise wert wäre. Die Landschaft ist in blassen orange der tiefstehenden Sonne gefärbt – schroffe Berge und blaues Wasser wohin das Auge reicht. Die von uns so verschmähten Tunnel können wir hier gekonnt umfahren, da die ehemaligen Straßen, rund herum, für Fahrräder und Fußgänger frei gegeben sind. An genau solch einer Umfahrung finden wir dann auch einen perfekten Platz zum Übernachten. Die Autos können in Ruhe durch den Berg donnern, während wir den beständigen Rauschen der Wellen und des nahen Wasserfalls lauschen können.
Zum Abendbrot rollen wir uns ein paar leckere Burritos und entzünden ein kleines Feuer. Unsere letzten Snack aus Schweden wollen wir heute nun endlich Testen: Grill-Bilar – Gummibären zum übers Feuer halten. Für uns als große Marschmellow-Fans natürlich ein Muss. Das Fazit ist hingegen leider etwas ernüchternd. Schmeckt schon ganz in Ordnung aber ohne Grill sind die süßen Gummi-Autos noch besser. Naja so ist es wenigstens noch ein bisschen romantisch. Später im Zelt müssen wir dann noch das feuerrote Ergebnis des unfreiwilligen Sonnenbads auf der Wanderung verarzten und können uns dann gemütlich zur Ruhe legen.
Tagesausgaben
- Verpflegung – 24 €
Etappe

Farbe = Geschwindigkeit | Punkt = 5 km Runde