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Reisen Winter in Island - 2025

Tag 13 – Sturm, Badespaß & Robben

Der Wettervorhersage in Island konnte man gestern trauen. Heute Nacht hat es ordentlich gewindet und gewedelt. Mit ein bisschen Regen und warmen Temperaturen über dem Gefrierpunkt ist heute Morgen auch der gesamte Schnee weggetaut. Aufgrund der schwierigen Wetterlage entscheiden wir uns nicht für das zeitige Aufstehen, sondern fürs Liegenbleiben.

Als wir dann doch gegen 10 aus der Wilma krabbeln, empfängt uns nicht nur ein raues Lüftchen, sondern auch ein riesiges Pfützenmeer auf dem Parkplatz. Entspannt frühstücken wir und machen uns fertig. Kurz vor Mittag starten wir in den Tag. Der Wind soll machbar sein und im Laufe des Tages abflauen. Außerdem ist der nächste Wasserfall nur ein paar Kilometer entfernt.

Hier bläst der Wind noch ganz ordentlich, und der Weg zum Wasserfall fällt gar nicht so leicht durch das aufgeweichte Weideland. Der Wasserfall sieht wirklich hübsch aus und ist relativ mächtig. Aufgrund der Boden- und Windverhältnisse belassen wir es aber bei den zwei Schnappschüssen aus der Hüfte. Doch noch etwas anderes soll sich hier in der Nähe befinden, was unsere Aufmerksamkeit erregt hat.

Auf einer kleinen Insel, direkt vor dem Wasserfall, befindet sich eine heiße Quelle, die einen ganz ordentlichen Hot Pot bewässert. Trotz 4 Grad Außentemperatur und Wind mit bis zu 12 m/s wollen wir uns die Gelegenheit nicht entgehen lassen. Das Ausziehen bedarf schon etwas Geschick und Überwindung, ist es doch sehr, sehr kalt im Wind. Danach huschen wir aber schnell in das angenehm warme Wasser. Schätzungsweise 30°C wird das Wasser wohl haben. Darin lässt sich das kühle Sturmwetter gut aushalten.

Bild des Tages

Umso schwieriger ist dann der Gang nach draußen. Nicht nur, dass es sich nun nochmal kälter anfühlt, auch die Koordination mit nackten, nassen Füßen im rutschigen Schlamm ist eine Herausforderung. Doch nach ein paar Minuten sind wir wieder dick in unsere Klamotten eingepackt und um eine tolle Erfahrung reicher. Das hat uns großen Spaß gemacht.

Jetzt steht erstmal ein bisschen Fahrt auf dem Programm, da es zum einen keine großen Sehenswürdigkeiten in der Nähe gibt und wir auch ein bisschen vorankommen wollen.

Nach erfolgreicher, ereignisloser Fahrt rollen wir auf einen Parkplatz direkt am Meer. Hier gibt es den Hvítserkur zu bestaunen. Diese Felsformation besticht nicht nur durch zwei große Löcher, sondern durch die etwas ausgelagerte Position vor der Küste auf dem Strand. Doch gerade als wir aus dem Auto steigen wollen, setzt ein kräftiger Regenschauer ein. Wir entscheiden uns für Standheizung und abwarten.

Nach ein paar Minuten zeigt sich auch schon wieder die Sonne am Heckfenster, sodass wir unseren Ausflug starten können. Erst werfen wir einen Blick von der Aussichtsplattform auf das bizarre Gebilde. Dann machen wir uns auf den Weg zum dunkelschwarzen Strand. Direkt gegenüber des Anfangs zum Strand wartet zu unserer Freude eine kleine Kolonie Seehunde. Diese scheinen sich in der Sonne etwas aufzuwärmen. Einige andere sind wohl auf Futtersuche.

Nun ist es auch nicht mehr weit zum Hauptakteur des Strands. An der Mündung eines kleinen Bachs ragt der Hvítserkur empor. Im Regenwasser spiegelt sich der Koloss wunderbar in der langsam absinkenden Sonne. Wir klicken ein paar Mal auf den Auslöser, genießen den Anblick und setzen anschließend den Rückweg an. Nochmal grüßen wir die süßen Meeressäuger und sitzen schon bald wieder in der Wilma. Jetzt wollen wir den guten Fortschritt bei der Island-Umrundung weiter fortführen. Daher nehmen wir eine weitere, etwas größere Etappe in Angriff zum nächsten Campingplatz. Dieser ist eher ein Parkplatz mit kleinem Sanitärgebäude inmitten einer kleinen Siedlung, aber für unsere Zwecke allemal ausreichend.

Zum Abendbrot gibt es die zweite Runde Wraps vom Vortag, ein bisschen Schokolade danach und hoffentlich eine ruhigere Nacht als zuvor. Wir sind gespannt.

Reisen Winter in Island - 2025

Tag 12 – Tunnel-Tour

Da sich zeitiges Aufstehen und entspanntes Frühstücken gestern so gelohnt haben, wiederholten wir heute das Vorgehen. Eine gelbe Wetterwarnung beschäftigte dabei unsere Tagesplanung. Über die Westfjorde soll heute Abend ein heftiger Schneesturm mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 90 km/h fegen. Da es sich dabei genau um unsere Route handelt, entscheiden wir uns für ein zeitiges Aufbrechen.

Viel steht heute auch gar nicht auf der To-do-Liste. In Akureyri bestaunen wir die leuchtenden Ampel-Herzen und versorgen uns mit ein paar Vorräten und Snacks. Danach setzen wir unsere Inselumrundung durch das wechselnde Wetter aus Schnee, Sonne und kräftigen Wolken fort.

Eben dieses Wetter sorgt dafür, dass wir bei diversen Aussichten eher schlechte Sicht haben. Und so rollen wir gemütlich in unserem warmen Vehikel um den Fjord herum. Am nördlichen Ende erwarten uns dann einige, zum Teil 10 km lange, Tunneldurchfahrten. Die Besonderheit hierbei: Diese sind einspurig. Wir sind dabei auf der „Verliererseite“ und müssen entgegenkommende Fahrzeuge in Ausweichbuchten passieren lassen. Da es davon aber nicht so viele gibt, kommen wir trotzdem schnell und gut voran.

Bild des Tages

Einen ersten größeren Halt machen wir in Hofsós. Hier gibt es neben einer hübschen Kirche wieder spannende Basaltsäulen direkt am Meer zu bestaunen. Ein paar Kilometer weiter wartet ein leuchtend oranger Leuchtturm darauf, von uns begutachtet zu werden. Dafür müssen wir aber nicht nur einen Weidezaun mittels Steighilfe überwinden, sondern auch eine nicht unerhebliche Strecke zu Fuß zurücklegen. Zum Glück ist das Wetter gerade angenehm freundlich.

Nach dieser kleinen 8 Kilometer langen Wanderung statten wir dem schwarzen Strand einen Besuch ab und sind wieder einmal fasziniert vom pechschwarzen Sand. Daraufhin wollen wir unseren heutigen Trip auf dem herausgesuchten Campingplatz beenden. Auf dem Weg dorthin treffen wir auf eine kleine Herde Islandpferde, welche offensichtlich über den Zaun entflohen ist. Direkt auf der Straße begrüßen uns die neugierigen Langnasen.

Kurz darauf werden wir diese ein zweites Mal treffen. Der Campingplatz hat nämlich geschlossen und wir müssen umkehren. Eine kurze Recherche zeigt aber ein vielversprechendes Alternativangebot in der Nähe. Und in der Tat finden wir hier einen Platz für die Nacht. Mal sehen, ob wir hier etwas von dem Sturm mitbekommen und ob wir morgen weiterreisen können.

Reisen Winter in Island - 2025

Tag 11 – Berge, Schnee & Lava

Um sechs Uhr klingelte heute Morgen der Wecker. Der Plan, damit den morgendlichen Trubel um die begrenzten sanitären Einrichtungen zu entgehen, ging vollends auf. Weitere positive Nebeneffekte: ein ruhiges Frühstück in der warmen Küche und Abfahrt vor Sonnenaufgang.

So machten wir uns in der Dämmerung bereits auf den Weg zum ersten Wasserfall. Dafür ging es wieder ein Stück zurück auf die Hochebene. Heute Nacht waren die Temperaturen deutlich im Minusbereich, was zur Eisbildung im Fahrzeug führte. Doch hier oben, kurz hinter den Schwefelfeldern, zeigte das Thermometer von Wilma frostige -13°C.

Wenig später bogen wir ein in Richtung Sonnenaufgang, auf eine als grau markierte Strecke. (Alle größeren Straßen Islands werden von den isländischen Behörden mind. täglich auf road.is eingeschätzt. Eine rote und damit geschlossene Straße zu befahren, ist verboten und wird mit Busgeld geahndet.) Die graue Straße bedeutet: Straßenverhältnisse unbekannt, aber nicht gesperrt. Kann also alles heißen, bis jetzt waren diese Straßen aber problemlos zu befahren. Heute sind wir laut Internet-Auskunft das erste Fahrzeug, welches die Strecke nutzt. Ein bisschen holprig durch viel Schnee ist sie schon, aber gut befahrbar, da der Wasserfall sicherlich die letzten Tage gut besucht wurde.

Und so kamen wir nach 45 Minuten Fahrt als erste Gäste des Tages am Dettifoss an. Die Sonne färbte den Himmel wunderbar orange und vermischte sich mit den hervorblitzenden Blautönen. Eine tolle Stimmung bei nun immer noch kühlen -8 Grad. Der Dettifoss ist besonders breit und wirklich gewaltig. Nicht ganz so breit, aber auch sehr schön in die Winterlandschaft integriert, ist der davor liegende Selfoss. Wir schossen ein paar Fotos, genossen das fabelhafte Wetter und waren bereits auf dem Weg zum nächsten Spot, als die nächsten Besucher eintrafen.

Da der Hinweg so problemlos funktioniert hatte, fuhren wir die Straße nach dem Dettifoss einfach weiter. Auch diese war grau markiert, und auch hier waren wir definitiv die ersten, die sich heute hierher wagten. Dafür brauchte es nach den ersten Kilometern keine Internetrecherche. Deutlich weniger Spuren vom Vortag halfen uns beim Vorankommen, und dicke Schneeverwehungen machten uns das Weiterkommen schwer. Möglichst ohne anzuhalten rollten wir durch schätzungsweise 30 und mehr Zentimeter Schnee – bloß nicht stecken bleiben! Dazu war der Untergrund stellenweise gefroren. Hier machten sich die erhöhte Bodenfreiheit, Spikereifen und der Allradantrieb definitiv bezahlt – ohne wäre wohl der Anruf beim Abschleppdienst nötig gewesen.

Je mehr wir aber wieder bergab rollten, desto besser wurde auch die Straße, und die Situation entspannte sich. Bald hatten wir auch wieder festen Untergrund unter den Rädern und der Weg führte uns entlang einer Meeresbucht. An einer Steilküste brüten hier im Sommer Papageientaucher und Puffins. Leider sind diese noch im Winterquartier auf offener See. So nahmen wir mit ein paar Möwen vorlieb, welche sich hier vor uns tummelten.

Im weiteren Verlauf der Straße machte sich wenig später ein malerisches Bergpanorama vor uns auf, welches mit kräftig weißen Bergspitzen bis zum Meer aufwartete. Zusammen mit Sonnenschein und blauem Himmel sah es eher nach Alpen, als nach Island aus.

In Húsavík legten wir einen kurzen Stopp ein. Bekannt ist die Hafenstadt für ihre Kirche, die Fischerei und als Ausgangsort zahlreicher Walewatching-Touren. Da diese aber eher im Sommer stattfinden, war es eher leer und etwas trostlos. Wir packten also wieder unsere sieben Sachen und düsten zurück in Richtung heutigen Ausgangspunkt. Während es am Meer fast schon schneefrei war, befanden wir uns nach ein paar Minuten Fahrt wieder voll in der weißen Schnee- und Eiswüste. Jetzt bei Tag und Sonnenschein war der Vulkankrater des Hverfjall auch viel besser zu sehen. Wie gemalt erschien der Kegel vor uns am Horizont.

Bild des Tages

Davor befindet sich außerdem eine Grotte mit heißem Wasser, welcher wir einen Besuch abstatteten. Etwas schwefelig roch es darin, aber angenehm warm war es. Das Wasser hatte gute Badewannentemperatur, wie man mit den Händen oder durch einen unbedachten Fehltritt erfühlen konnte. Früher wurde die Grotte als Badestelle genutzt, heute ist selbiges untersagt, und es ist ein feines Naturschauspiel.

Neben dem Hverfjall befindet sich mit einem großen Lavafeld unser nächstes Reiseziel. Hier türmt sich das erkaltete Magma meterhoch in die Luft. Dabei hat es nicht nur bizarre Formen angenommen, sondern teilweise Höhlen und Durchgänge gegossen. Es machte einen riesigen Spaß, durch diesen einmaligen Park aus Lavaskulpturen und -kleckerburgen zu spazieren. Bei vielen Gebilden kann man mit etwas Fantasie die versteinerten Trolle sehen. Mit der weißen Bepuderung durch den Schnee erinnerten manche Gebilde aber auch an bekannte Felsformationen aus der Sächsischen Schweiz.

Nun stand die Sonne bereits sehr tief, und wir hatten effektiv noch keinen Kilometer auf unserer Runde um Island hinzugewonnen. Das änderten wir jetzt und folgten weiter der Ringstraße 1. Dabei führte uns die Streckenführung kurz nach Sonnenuntergang noch am Goðafoss-Wasserfall vorbei. Diesen konnten wir natürlich nicht auslassen und bestaunten auch hier das herabstürzende Wasser.

Die weiteren Kilometer bis zum nächsten Campingplatz verliefen mehr oder weniger ereignislos. Wir umfuhren den mautpflichtigen Tunnel und erhielten dafür eine grandiose Aussicht auf Akureyri am Abend. Halt gemacht hatten wir an einer möglichen Badestelle für morgen früh. Hier verläuft gleich ein ganzer Bach inklusive Wasserfall mit warmem Wasser. Der Bach war schon angenehm warm, jedoch etwas flach, um bei diesen Außentemperaturen entspannt baden zu können. Wir beließen es dabei beim Anblick und verzichten auf den Badegang morgen.

Jetzt waren es nur noch ein paar Meter bis zum Nachtlager, welche wir auch zügig hinter uns brachten. Genauso wie Abendessen, Fotoschau und Berichterstattung. Gute Nacht.

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Tag 10 – (E)ISLAND

In den letzten Tagen sind wir einige Kilometer nach Osten und auch in den Norden gefahren. Das merkt man nicht nur an den weniger werdenden Touristen, sondern auch am etwas kühleren Wetter. Heute Morgen wurden wir mit sanftem Schneefall begrüßt. In selbigem starten wir nach Dusche und Frühstück in den Tag.

Als Erstes führt uns unser Weg heute in Richtung Hengifoss. Bevor wir den Hauptdarsteller bestaunen können, werfen wir noch einen Blick auf den benachbarten Tófufoss. Der zweistufige Wasserfall ist heute umrahmt von leichten Schneeverwehungen. Nach ein paar Fotos geht es aber weiter zum Hengifoss.

Dieser ist von der Fallhöhe der zweithöchste im ganzen Land. Dazu wird er von rötlichen Gesteinsschichten (Eisen) umrahmt. Um dieses Wunderwerk der Natur jedoch sehen zu können, bedarf es einiger körperlicher Anstrengungen. Circa eine Stunde dauert der Aufstieg, der jedoch von kleineren Wasserfällen und sechseckigen Basaltsäulen versüßt wird. Als wir am Hengifoss ankommen, ist das Wetter auch gar nicht mehr so kalt 😉. Der Wasserfall ist wirklich beeindruckend und landet im Ranking sicher eher im vorderen Drittel. Beim Abstieg vermissen wir erstmalig die Überzieh-Spikes für die Schuhe. Teilweise ist der Weg mit glatten Eispanzern versehen. Bei Gelegenheit nehmen wir uns vor, diese in unserem Equipment zu ergänzen.

Nun heißt es aber erst einmal wieder ein bisschen fahren. Hier sind die Highlights nicht mehr ganz so nah beieinander. Nach rund einer Stunde Fahrt kommen wir am Stuðlagil an. Dies ist eine tiefe Schlucht mit türkisfarbenem Wasser und Basaltsäulen an den Wänden. Wieder einmal sind wir begeistert von der Architektur der Natur. Einziger Nachteil an dieser Stelle ist der mühsame Rückweg über jede Menge Treppen. Doch diese Mühe hat sich in jedem Fall gelohnt.

Nun geht es für unsere Reisegruppe noch weiter in den Norden und damit auch bergauf. Nach nur wenigen Kilometern fühlen wir uns wie in einer anderen Welt. In einer Art Hochebene sind wir von allen Seiten in weiß gehüllt. Einzig die Straße zeigt uns die Richtung. In dieser Kulisse fahren wir ein ganzes Stück, ehe wir ein paar Rauchsäulen am Straßenrand entdecken und abbiegen.

Bild des Tages

Hier befindet sich ein weiteres Schwefelfeld mit dampfenden Schornsteinen und blubbernden Schlammtöpfen. Eine Hälfte unseres Island-Duos muss den Rundgang aufgrund der extremen Schwefel-Geruchsbelästigung allerdings vorzeitig abbrechen. Trotzdem ist es ein wahrlich beeindruckendes Spektakel, wenn es einfach so aus der Erde pfeift und zischt. Wir beschließen dennoch, dass dies erstmal der letzte Besuch eines solchen Schwefeldampfbades gewesen sein soll.

Der nächste Campingplatz ist zum Glück gleich in der Nähe. Nach 10 Minuten kommen wir auf dem kleinen Platz an. Dieser ist nur rudimentär geräumt, dafür aber sehr gut ausgestattet: saubere Dusche und Toilette, sowie ein warmer Aufenthaltsraum inklusive Gemeinschaftsküche. Die Sauberkeit der Räume liegt nicht zuletzt auch daran, dass man in Island hinter der Eingangstür oft gebeten wird, die Schuhe auszuziehen. Super, wenn alle mitmachen – doof, wenn manche doch mit ihren nassen Schuhen durchrennen und für nasse Socken der anderen sorgen. Der Singular bei der Beschreibung der Sanitärausstattung ist dabei keineswegs untertrieben. Auch hier führt sich die isländische Sparsamkeit in Sachen Waschbecken und Kloschüsseln fort. Auch wenn gerade nicht allzu viel los ist, finden wir eine (!!!) Toilette und eine Dusche doch etwas sparsam (geschlechterneutrale Duschen / WCs sind Island häufiger zu sehen 👍). Aber auch auf Plätzen mit 800 Stellplätzen waren bisher selten mehr als drei Toiletten und Duschen. Da sind wir von unseren Reisen bisher anderes gewöhnt.

Nichtsdestotrotz sind wir froh über das, was wir haben. Im Winter ist der Andrang auf den Campingplätzen überschaubar und wir hatten bislang keine bis kurze Wartezeiten. Die Rezessionen bei Google erzählen aber auch schonmal davon, dass man sich früh um sieben für eine Stunde anstellen muss, wenn man in den Genuss einer Dusche kommen möchte….

Wir legen uns jetzt mit vollem Spaghetti-Bauch in die warme Wilma. Mal sehen, wie es bei minus sechs Grad Außentemperatur wird. Ihr werdet es morgen erfahren.

Reisen Winter in Island - 2025

Tag 09 – Alpen Feeling

Der Morgen verspricht deutlich besseres Wetter als gestern, daher pellen wir uns schnell aus der Schlafklamotte und starten in den Tag. Als Erstes werfen wir einen Blick in das beschauliche Djúpivogur, in welchem wir gestern gestrandet sind. Hier gibt es neben einer netten Aussicht auch eine Reihe Eier-Skulpturen am Pier. Hübsche Tiere, die Eier legen, finden sich an selbiger Stelle auf dem Wasser.

Danach fahren wir ein bisschen weiter bis zum Terra Selvaggia Wasserfall. Dieser ist aktuell eher von mittlerer Größe und kann bei entsprechendem Wetter in wenigen Tagen zu einem riesigen Wasserspektakel heranwachsen. Der Wasserfall ist der krönende Abschluss einer fast 20 km langen Wasserfall-Schlucht, welche man bei schönem Wetter im Sommer erwandern kann. Heute versperrt eine spiegelglatte Eisfläche den Weg, den wir ohnehin nicht eingeplant haben.

Anschließend verabschieden wir uns von der N1 Ringstraße und folgen der 95 – einer Abkürzung. Wie sich herausstellen wird, geht diese Straße nicht um die Berge herum, sondern direkt darüber hinweg. Zuerst ändert sich der Straßenbelag von Asphalt zu Schotter, wenig später wird es dann richtig steil mit bis zu 17 % Steigung. Hier kommt das erste Mal alpines Gefühl auf. Nach ein paar hundert Metern erweckt allerdings erstmal ein fantastischer Wasserfall unsere Aufmerksamkeit. Hier können wir nicht widerstehen und müssen einen näheren Blick darauf werfen.

Bild des Tages

Bei der Abfahrt widerfährt uns leider ein Missgeschick: Die Jacke klemmt sich in die Tür ein. Als wir dies bemerken und am Straßenrand halten, ist die rechte Schiebetür wie zugeschweißt. Es hilft kein Rütteln und kein Schütteln, und auch Auf- und Zuschließen mit dem Funkschlüssel bringt keine Besserung. Die Jacke ist bombenfest eingeklemmt und nichts tut sich. Ebenso bringt der manuelle Entriegler keinen Erfolg. Eine kurze Internetrecherche schildert das Problem: Die Jacke hat den elektronischen Schnapper komplett umschlossen. Zauberlösung des Problems: gibt es keine. Wenn es keinen Kontakt gibt, lässt sich die Tür nicht öffnen, weder manuell noch mit einem Steuergerät oder ähnlichem. Ein ebenso betroffener Internet-User berichtet jedoch zu unserem Glück, dass es Hoffnung gibt, wenn sich die Jacke in der geschlossenen Tür etwas hoch oder runter ziehen lässt. Und genau das war auch unsere Rettung vor dem vermutlich sehr teurem Werkstattbesuch (man ließt bei der Google-Recherche auch Dinge wie „Tür kann nicht gerettet werden“ oder “ Reparatur dauerte 1 Woche“…da wird einem schon etwas anders zumute 🫣). Während man also die Jacke auch mit großer Krafteinwirkung keinen Millimeter aus der Tür ziehen konnte, so konnten wir sie doch ein Stück nach oben ziehen und schwuppst, glitt die Tür auf. Erleichtertes Aufatmen!

Sichtlich erleichtert setzen wir daraufhin unseren Aufstieg fort. Immer weiter bergauf führt uns die Straße hindurch durch eine malerische Bergkulisse. Ein wenig später sind wir komplett von Schnee umgeben und erleben das erste Mal so etwas wie Winter auf Island. Bergab geht es dann deutlich sanfter und immer neben einem türkisblauen Fluss entlang, bis die 95 dann auch wieder eine Asphaltdecke bekommt und wir entspannt bis ins Tal rollen können.

Hier in Egilsstaðir befindet sich auch unser heutiges Nachtlager. Die Straße zum alternativen Campingplatz ist nicht passierbar. Da aber noch etwas Zeit bis zur Dunkelheit bleibt, machen wir noch einen Abstecher nach Seyðisfjörður. Dafür geht es aber erst steil bergauf bis hoch in die Wolken. Die Panoramaaussichten können wir uns damit schon einmal sparen. Dafür erwartet uns eine breite weiße Winterlandschaft wie in den Alpen. Dazu gibt es sogar einen Skilift.

So schnell wie wir oben waren, geht es auf der anderen Seite auch wieder hinab. Hier gibt es zu unserer Freude einen weiteren Wasserfall zu begutachten. Ebenfalls sehr schön. Im Tal des Fjords angekommen, empfängt uns eine farbenfrohe Künstlerstadt. Berühmt ist sie vor allem für ihre hellblaue Kirche. Aber auch viele andere Gebäude strahlen in bunten Farben oder sind aufwendig verziert. Außerdem ist der Ort Anlegestelle für die Fährverbindungen nach Dänemark. Nach einem kleinen Stadtrundgang geht es dann zurück über die Schneestraße nach Egilsstaðir. Hier finden wir ein ruhiges Plätzchen auf dem Campingplatz.

Bonus – die letzten regnerischen Tage haben wir genutzt, um ein paar Videos für euch aufzubereiten:

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Tag 08 – Sturm und Diamanten

Nachtrag zu den gestrigen Himmelsaktivitäten:

Heute haben wir es wirklich mal zeitig aus den Federn geschafft. Nach dem gestrigen Sonnentag ist dieser Sonntag das genaue Gegenteil: tiefgraue Wolken hängen schwer, mit Wasser beladen über uns. Wir zwei frühen Vögel entscheiden trotzdem, eine kleine Wanderung zum nächsten Wasserfall zu unternehmen. Dick eingepackt in wasserdichte Schichten, kommen wir an der ersten Steigung schon ins Schwitzen. Noch kommt der Wind von hinten, wenig später prasselt uns der Regen in heftigen Böen ins Gesicht. Am Aussichtspunkt angelangt, entscheiden wir uns nicht für den Abstieg zum Wasserfall – an Fotos ist bei dem Wetter eh nicht zu denken – sondern genießen einen kurzen Augenblick die trübe Aussicht und kehren um.

Das Wetter soll den ganzen Tag über so bleiben, was sich nicht gerade förderlich auf die Gemütslage auswirkt. Nützt aber alles nichts, wir starten den Motor und tuckern los. Ein schneller Blick auf die Straßenverhältnisse gibt Auskunft über das, was wir sowieso gleich am eigenen Leib spüren werden: bis 13 Uhr ist mit heftigem Sturm in unserer Region zu rechnen. Entsprechend holprig und mit schlechter Sicht geht es also voran.

Das nächste Ziel, eine verwunschene Kirche, nutzen wir daher als Notstopp. Hier sitzen wir das Unwetter einfach zwei Stunden aus. Danach gibt’s noch ein paar schnelle Schnappschüsse, und die Fahrt kann weitergehen.

Der nächste Halt ist ein Gletschersee mit ein paar hübsch anzusehenden Eisbergen darauf. Das Wetter verspricht weiterhin schwierige Bedingungen zum Fotografieren, weshalb die Ausrüstung im Auto bleibt.

Anschließend steht einer der berühmtesten Orte Islands auf dem Programm: der Diamond Beach. Bis dahin sind es allerdings noch einige Kilometer. Bei einem kurzen Tankstopp zeigt sich nochmal, wie schlecht das Wetter ist. Denn ohne Dach über dem Kopf ist man bereits nach wenigen Augenblicken von oben bis unten pitschnass. Mit tropfender Hose muss es also weitergehen. Hier leistet aber die Heizung ganze Arbeit, sodass bis zum nächsten Halt alles wieder trocken ist.

Bild des Tages

Trocken ist in der Zwischenzeit sogar das Wetter. Wir springen also aus der Wilma und werfen einen faszinierenden Blick auf den schwarzen Strand. Hier sammeln sich große Eisklumpen, welche vom Gletschersee aufs offene Meer gespült werden. Im Kontrast mit dem dunklen Untergrund sehen die Eisberge tatsächlich wie Diamanten oder kunstvolle Glasfiguren aus. Hier kann man sich wirklich kaum sattsehen. Unterdessen wird mittlerweile der Gletscher hinter uns von der Sonne angestrahlt, wohingegen links und rechts von uns weiter dicke Regenwolken hängen.

Wir folgen dem Licht und laufen entlang der Mündung in Richtung Gletscher. Hier tummeln sich bereits einige verspielte Robben und posieren für die Kameras. Auf dem Gletschersee haben wir nun Gelegenheit, nochmal ein paar Fotos von leuchtend blauen Eisbergen zu schießen. Und auch ein hübscher kleiner Vogel fliegt uns bei der Gelegenheit vor die Linse. Vielleicht können unsere Hobby-Ornithologen daheim eine genauere Analyse des gesichteten Exemplars geben.

Damit hätten wir auch schon das Tagesziel erreicht. Das heißt, wir können nun noch ein bisschen Strecke machen. In Höfn versorgen wir uns nochmal mit dem Wichtigsten für die nächsten Tage, da die Supermarkt-Dichte nun deutlich abnimmt. Anschließend starten wir in die Dämmerung und tuckern immer an der Küste entlang.

Dabei gibt es jetzt häufiger einspurige Brücken und sogar einen Tunnel zu über- bzw. durchqueren. Vom Himmel her kommen auch ab und an ein paar Schauer herab. Phasenweise bedeckt auch dichter Nebel die Straße, sodass wir von den Nebelscheinwerfern Gebrauch machen. Kurz vor 20 Uhr kommen wir dann auch am Campingplatz an. In der Gemeinschaftsküche gibt es leckeren Couscous mit Gemüse. So lassen wir den Tag ausklingen.

(Auf der Karte markiert sind die bereits besuchten Campingplätze – aktuell befinden wir uns rechts am pinken Pfeil)

Reisen Winter in Island - 2025

Tag 07 – Spiegelbilder

Heute Morgen nach dem Aufwachen sehen wir das erste Mal, in was für einer beeindruckenden Gegend wir heute genächtigt haben. Der Campingplatz ist Teil des Besucherzentrums des Skaftafell-Nationalparks. Hier finden sich unter anderem riesige Gletscherzungen des Vatnajökull – dem größten Gletscher Europas.

Bevor wir uns jedoch diesem Ungestüm widmen, schauen wir uns erst einmal an, was wir gestern bei Nacht alles verpasst haben. Neben vielen tollen Aussichten auf den Gletscher und die küstennahen Berge war das unter anderem ein verwunschener kleiner Pfad mit mystisch anmutenden Basaltsäulen. Hier kommt man schnell auf den Gedanken, dass da doch auch Trolle ihre Hände im Spiel gehabt haben müssen.


Einen Wasserfall ganz in der Nähe lassen wir ausnahmsweise mal links liegen und machen uns auf zu weiteren Basaltsäulen. Diese ragen aber an dieser Stelle nicht aus der Erde, sondern sind glatt auf dem Boden verteilt. Es sieht aus wie eine schmucke Bodenverzierung. Zuvor haben wir einen weiteren Wasserfall bestaunt, welcher ebenso um die Ecke lag. Wir können uns einfach nicht satt sehen.

Um das Thema Wasser und Fels geht es auch beim nächsten, sehr bekannten Ausflugsziel: dem Fjaðrárgljúfur. Hier ist es vor allem das Wasser, welches durch die tiefe Schlucht hindurchströmt. Beim Anblick stockt einem schon einmal der Atem. Entlang der oberen Kante führt eine entspannte Wanderung mit super Ausblicken. Am Ende gibt’s dann doch noch einen Wasserfall – wie sollte es auch anders sein. Besonders schön ist heute auch das strahlende Sonnenwetter, das uns den ganzen Tag begleitet.

Am Fuße des Canyons gibt es für uns als Nächstes noch ein erkaltetes Lavafeld zu erkunden. Auf den scharfkantigen Spitzen unförmigen Gesteins lässt es sich gar nicht so einfach laufen. Über die Jahrhunderte ist zudem -im wahrsten Sinne des Wortes – Moos über die Sache gewachsen. Daraus ergibt sich ein weites Feld aus grünen kleinen Kissen.

Damit hätten wir alle wichtigen Punkte unserer To-do-Liste für diesen Abschnitt nachgeholt. Auf dem Rückweg in Richtung Gletscher stoppen wir nochmal an einem Rastplatz mit schöner Spiegelung der Landschaft.

Bild des Tages

Nun wollen wir aber noch die letzten Strahlen der Abendsonne nutzen, um uns eine Gletscherzunge aus der Nähe anzuschauen. Als Gletscher-Neulinge sind wir sprachlos über die Schönheit und Ausmaße des Eises. Im Schmelzwasser spiegelt sich zudem die herumliegende Landschaft und ergibt ein famoses Bild. Der Gletscher selbst liegt inmitten eines immer noch aktiven Vulkans. Die Kraterspitzen zählen zu den höchsten Erhebungen Islands und ragen weit über 2000 Meter in den Himmel. Hier am Fuße sind wir bereits mit dem tollen Ausblick auf das farbenreiche Gletschereis zufrieden.

Zurück auf dem Campingplatz – heute deutlich früher – nutzen wir die Gelegenheit für eine Ladung Wäsche. Anschließend gibt’s Abendbrot und eine zeitige Nachtruhe. Morgen soll es dann ein bisschen weitergehen, damit wir auch unsere Runde um Island schaffen.

Reisen Winter in Island - 2025

Tag 06 – Extrameile

Auch heute müssen wir wieder einen kleinen Nachtrag zur gestrigen Nacht liefern. Diesmal waren es leider keine Polarlichter, welche uns die Nachtruhe verschieben ließen, sondern ein fabelhafter Sternenhimmel. Unverhofft hatte sich ein Wolkenfenster gebildet und brachte ein unglaubliches Firmament zum Vorschein. Fernab von einer Großstadt zeigt sich die ganze Pracht des Nachthimmels. Hier das Bildmaterial dazu:

Nicht allzu viel später ging es auch direkt für uns wieder los – zeitiges Aufstehen war angesagt. Grund dafür war der geplante Besuch eines zweiten, noch bekannteren Flugzeugwracks hier auf Island. Dieses liegt nahe des Meeres auf schwarzem Sand. Einzige Hürde ist ein ca. 3,5 Kilometer langer Fußmarsch. Freilich lässt sich dieser auch für schlappe 57 Euro für zwei Personen motorisiert zurücklegen. Wir aber wollen uns nicht nur das Geld sparen, sondern möglichst nicht mit allzu vielen anderen Menschen vor Ort sein. Daher der frühe Weckruf.

Kurz nach neun sind wir also auf der Straße und fahren einem grandiosen Sonnenaufgang entgegen. Kurze Zeit später sind wir auch schon auf dem Weg zum Wrack. Die Landschaft kann man schlicht als sehr monoton bezeichnen: schwarzer Sand und Geröll, so weit das Auge reicht. So geht es ganze 40 Minuten, bis wir zunächst das Meer rauschen hören xund später tatsächlich das Wrack vor uns haben. In dieser unwirklichen Umgebung sieht es wirklich spannend aus. Wir haben gerade rechtzeitig unsere ersten Schnappschüsse im Kasten, als der erste Shuttlebus eintrifft.

Vor dem Rückweg spazieren wir noch etwas weiter und schauen uns das Meer etwas genauer an. Dieses ist mächtig aufgewühlt und die Wellen türmen sich meterhoch. Die Kraft ist überwältigend, ähnlich wie am Atlantik in Frankreich, eher noch bemerkenswerter. In der Ferne sind bizarre Felsformationen im Meer zu erkennen und geben uns einen Ausblick auf den weiteren Tag. Nun treten wir aber erst einmal den Rückweg zur Wilma an.

Nach erfolgreicher Beendigung des ersten Wanderausflugs geht es für uns nochmal zurück zum Skogafoss – unserem heutigen Startpunkt. Das Wetter zeigt sich super freundlich, da wollen wir den riesigen Wasserfall auch mal bei Tageslicht erleben. Abermals sind wir von dem famosen Wasserspiel beeindruckt. Wir erklimmen die Abbruchkante und folgen dem wilden Fluss weiter bergauf. Hier reiht sich ein sehenswertes Wasserspiel ans nächste. So treibt es uns immer weiter den Berg hinauf. Wahrscheinlich hätten wir den ganzen Tag so weiter in Richtung Hochland wandern können. Doch der Zeiger auf der Uhr empfiehlt uns den geordneten Rückzug, wollen wir doch heute noch ein paar andere Dinge bestaunen.

Eines dieser Dinge ist ebenfalls ein Wasserfall und nur einen Katzensprung entfernt. Wieder müssen wir einige Meter laufen, um zum Kvernufoss zu gelangen. Aber der Weg hat sich gelohnt. Der Wasserfall empfängt uns mit tollen Farbspielen des Regenbogens. Außerdem kann man auch hier hinter die Wassersäule laufen und sich einen erfrischenden Blick gönnen – sehr, sehr schön.

Das am Parkplatz angrenzende Technikmuseum heben wir uns für ein anderes Mal auf und nehmen lieber ein paar Kekse und fantastisch cremigen Skyr im Auto zu uns. Am Nachmittag wollen wir nochmal ein Tal weiter zurückfahren. Hier soll es fußläufig ein warmes Badebecken geben. Das Wetter zeigt sich kurzzeitig von seiner schmuddeligen Seite. Wir wandern trotzdem los und haben die Badesachen im Gepäck. Nach rund 20 Minuten sind wir auch schon am Ziel. Auf dem Weg mussten wir ein paar Bäche überwinden, aber auch das hat sich gelohnt. Badewannentemperatur hat zwar nur der Zufluss aus der heißen Quelle, aber insgesamt ist es doch angenehm warm. Also ziehen wir uns schnell um und springen ins lauwarme Nass. Nun zeigt sich auch der Himmel wieder in Blau und wir können das Bergpanorama aus dem Schwimmbecken heraus genießen.

So erfrischt und gestärkt nehmen wir noch einen weiteren Ausflug in Angriff. Die Felsformationen von heute Morgen gehören zu einer bekannten Klippe. Diese wollen wir nochmal inspizieren. Die Sonne steht mittlerweile sehr tief und hüllt die Landschaft in einen goldenen Schleier. Dieser zeigt sich auch noch bei Ankunft am Fels und gibt spektakuläre Ausblicke aufs Meer. Hier prallen die geschätzt zehn Meter hohen Wellen an Land – was für ein Krach, was für ein Spektakel. Abermals laufen wir einige Kilometer und knipsen das ein oder andere Foto. Mit Einbruch der Dunkelheit ziehen wir uns zurück.

Am Camper angekommen fassen wir den Entschluss, die 80 Kilometer zum nächsten Campingplatz noch zu bewältigen. In Vik können wir uns vorher noch mit ein paar Zutaten fürs Abendbrot, Kraftstoff für die Wilma und Ausrüstung eindecken. Denn neben dem Allernötigsten finden wir hier auch einen originalen, handgefertigten Island-Pulli aus Island-Wolle. Perfekt vorbereitet starten wir also in die finstere Nacht.

Der Verkehr ist nun nach 20 Uhr deutlich reduziert und man kann fast die ganze Zeit mit Fernlicht fahren. Außer der Straße und den Seitenbegrenzungen ist nichts zu sehen, so dunkel ist es. Nach 45 Minuten sind wir im nächsten Übernachtungsort angekommen. Dachten wir.

Bild des Tages

Leider ist der Platz geschlossen. Daraus ergeben sich zwei Optionen: die gleiche Strecke zurück oder weitere 60 Kilometer in Richtung Osten. Unsere Wahl fällt auf letzteres. Abermals schlängeln wir uns bei wechselnden Wetterbedingungen durch die isländische Dunkelheit. Kurz vor 22 Uhr rollen wir auf den Campingplatz. Ein leckeres Abendessen und ein angenehmes, gepflegtes Waschhaus sind der Lohn für die etwas längere Anreise. Hier lohnt sich vielleicht sogar eine zweite Nacht. Wir werden berichten.

Reisen Winter in Island - 2025

Tag 05 – Wasserfall-Ralley

Bevor wir in den fünften Tag unserer Reise starten, erstmal noch ein kleiner Nachtrag zum gestrigen Abend: Nach Redaktionsschluss gab es noch Aurora-Alarm auf dem Handy. Leider blieb der Himmel dicht mit Wolken bedeckt. Trotzdem zeigten sich leichte Schleier am Himmel. Wobei angemerkt sei, dass hier die Kameratechnik dem menschlichen Auge weit überlegen ist. In dieser Farbpracht zeigten sich die Polarlichter mit bloßem Auge nicht.

Mit diesen Bildern im Kopf verbrachten wir die nächste Nacht in unserer Wilma auf dem bisher besten Campingplatz. Zum Morgen gab es das bekannte Frühstücksbuffet und eine warme Dusche. Dann ging die Wasserfall-Jagd, welche wir gestern gestartet hatten, weiter.

Die ersten ihrer Art tauchten gleich hinter dem Campingplatz auf. Hier bestaunten wir zuerst den Gluggafoss. Dieser zweistufige Wasserfall kann abermals mit türkisblauem Wasser glänzen. Zwei weitere Wasserfälle sind von hier aus in Sichtweite. Den einen erkundeten wir zusätzlich aus der Ferne via Drohne. Nun huschten wir aber wieder ins Fahrzeug und traten den Weg in Richtung Seljalandsfoss an – einen der bekanntesten Wasserfälle Islands.

Für den Weg entschieden wir uns für eine eher kleinere Straße. Diese besteht, wenn man so will, nur aus den Ausgangsmaterialien von Asphalt – also eher losem Geröll. Mit knapp über 30 km/h und schlaglochgeschuldeten Schlangenlinien schoben wir uns voran. Wir nennen es an dieser Stelle mal Entschleunigung. Immerhin bietet die Straße tolle Ausblicke in Richtung Hochland. In der Ferne ist auch der Seljalandsfoss bereits gut zu erkennen. Nach ein paar Minuten hatten wir dann auch wieder Teer unter den Rädern.

Das sollte sich nun aber rasch wieder ändern. Lassen wir doch zunächst den Touristen-Hotspot rechts liegen und fahren ein paar Kilometer weiter, in die Richtung, aus der wir gekommen waren – nur eben auf der anderen Flussseite. Hier soll es einen noch etwas weniger frequentierten Wasserfall geben. Nach dem gleichen Schotter-Schlagloch-Schlängel-Spiel erreichten wir den Parkplatz. Außer unserer Wilma war nur ein anderes Auto da. Das Wetter war wieder etwas trüb, aber wir wollten uns ja eh Wasser von oben anschauen.

Leider mussten wir es an dieser Stelle beim Anschauen aus der Ferne belassen. Der Weg zum Fall war etwas schwierig. Fachleute würden hier wohl noch von einem Fließgewässer in Form eines Bachs sprechen. Da wir keine Gummistiefel dabei hatten und es auch von oben kein Herankommen gab, zogen wir unverrichteter Dinge wieder ab. Schön sah es hier aber immer noch aus.

Nachdem wir abermals die Schotterpiste hinter uns gelassen hatten, bogen wir sogleich links ab. Hier wurde an prominenter Stelle ein Flugzeugwrack niedergelassen. Ein hübsches Fotomotiv in dieser sonst unberührten Natur. Abgestürzt ist es hier aber nicht. Es hatte seinerzeit einen missglückten Landeanflug ohne menschlichen Schaden, stand dann lange neben dem Rollfeld und diente als Unterstand für Weidevieh, bevor es als Erinnerung an den in Island weit verbreiteten Flugzeugtyp vor 2 Jahren hierher transportiert wurde.

Jetzt aber zurück zur eigentlichen Mission. Wieder bogen wir vor der Einfahrt zum Seljalandsfoss links ein. Hier gab es eine weitere Schotterstraße, diesmal mit zusätzlicher Schwierigkeit durch sehr starke Steigung. Zum Befahren wurde ein Allrad-Mobil benötigt, welches wir ja zum Glück unter dem Hintern hatten. Der Aufstieg war aber in jedem Fall lohnenswert. Hier oben gab es nämlich den Sauðafoss zu bestaunen. Dieser Wasserfall thront nicht nur hoch oben über der Landschaft, sondern begeisterte uns mit dem tollen Flusslauf durch eine Schlucht. Das es hierher keine weiteren Menschen verschlug, war ein zusätzlicher Pluspunkt.

Jetzt aber eine Etage tiefer. Wir rollten den Berg hinab, stellten uns auf einen freien Parkplatz und lösten die 1.000 ISK Parkgebühren. Das Besondere am Seljalandsfoss ist nicht nur seine exponierte Lage und seine Größe, sondern ein kleiner Wanderweg hinter die Kaskade des Wasserfalls. Ebenfalls fußläufig erreichbar ist der Gljúfrabúi. Diesen schauten wir uns zuerst an – war uns doch gerade etwas viel los am Seljalandsfoss. Der Weg führte entlang einer steilen Bergkante. In dieser hatten sich zahlreiche Möwen ein Nest gebaut und beobachteten das Treiben am Fuße.

Bild des Tages (Gluggafoss)

Der Gljúfrabúi ist nicht minder beeindruckend, versteckt er sich doch etwas schüchtern in einer Felsspalte. Klettert man hinein, steht man in einer riesigen und sehr beeindruckendeDusche. Entsprechend nass kam man nach dem Besuch wieder heraus.

Als wir anschließend den zweiten Gang hinter dem Seljalandsfoss starten wollten, hatte sich der Andrang nochmal verstärkt. Daher entschlossen wir uns für eine kleine schwedische Fika in der Wilma und sitzten den Besucheransturm aus. Bei Haferkeksen und Tee gelang das auch sehr gut.

Danach hatten sich die Massen in ihre Reisebusse zurückgezogen und wir starteten unsere kleine Runde um den Wasservorhang. Das große Interesse an dem Wasserspiel können nur zu gut nachvollziehen. Die Ausmaße waren wirklich gewaltig und das Wasser beim Fallen in die Tiefe zu beobachten hatte fast meditative Wirkung. Neben einer frischen Brise Wasser war es auch enorm laut und klang fast wie ein Hubschrauber – wirklich spektakulär.

Nun neigte sich der Tag auch schon wieder dem Ende entgegen. Auf dem Weg zum nächsten Campingplatz nahmen wir jedoch noch einen letzten Wasserfall mit – den Íráfoss. Auch hier lohnte sich der Stopp für einen ungestörten Blick auf das Naturschauspiel.

Jetzt aber nichts wie hin zum Campingplatz. Vielmehr war es ein Parkplatz, auf dem man übernachten und gegen Gebühr stehen durfte – natürlich am Fuße eines riesigen Wasserfalls. Diesen nahmen wir uns aber für morgen vor. Erstmal genossen wir leckere Hotdogs und einen entspannten Abend im Bus.

Reisen Winter in Island - 2025

Tag 04 – Wasser fällt, Schwefel stinkt

Die Wettervorhersage hat sich nicht geirrt. Pünktlich um Mitternacht beginnt es beständig auf unser Autodach zu tropfen – es regnet. Und so bald sollte dieser Regen heute auch nicht mehr aufhören.

Eigentlich war ein Besuch inklusive Wanderung entlang des warmen Thermal-Flusses geplant. Dafür sollte eigentlich der Regen gegen 13 Uhr aufhören. Also entschlossen wir uns, den Tag entspannt zu starten, mit einem leckeren Frühstück mit dem bekannten Skyr und Müsli. Dazu gesellte sich heute aber das in Schweden liebgewonnene Polarbröd. Was für ein skandinavischer Genuss.

Nach dem Abwasch regnete es noch immer, sodass wir noch ein wenig Zeit am eReader und Tablet vertrödelten, ehe uns doch die Hummeln im Hintern aufscheuchten. Nach Besserung sah es am Himmel nicht aus. Daher wollten wir dem warmen Fluss noch ein bisschen Zeit geben und machten uns auf zu einem nahegelegenen Thermal-Gebiet. Den Dampf hatten wir bereits am ersten Tag auf Island aus dem Auto gesehen (und gerochen) und wollten uns nun selbst mal ein Bild machen. Neben rauchenden Schlammtöpfen und sprudelnden Becken gibt es vor allem Schwefelgeruch sowie bunte Sedimente zu bestaunen.

Die Entscheidung, die komplette Regenmontur anzuziehen, erwies sich zudem als sehr gute Entscheidung: wieder am Bus tropften wir nur so vom Regen. Eine Besserung der Wetterverhältnisse  war leider immer noch nicht in Sicht. Deshalb machten wir uns schnell aus den Klamotten und gaben Petrus wieder ein bisschen Bedenkzeit. Wir nutzten diese abermals zum Lesen.

Als sich nach einer weiteren Stunde immer noch keine Besserung anbahnte, traten wir die Flucht nach vorn an. Der Thermal-Fluss musste eben noch warten. Wir starteten weiter in Richtung Westen, immer der Straße 1 folgend. In Selfoss verzweifelten wir beim ersten Versuch zu tanken -es kam schlichtweg kein Diesel aus der Pistole-  und fuhren weiter. Zwischenziel auf dem Weg zum nächsten Campingplatz war ein großer Wasserfall: der Urriðafoss. Hier stürzen im Schnitt die meisten Wassermassen pro Sekunde in die Tiefe, verglichen mit allen anderen Wasserfällen in Island. Man merkt nun auch die Entfernung zur Hauptstadt: bedeutend weniger andere Touristen verirren sich hierher. Ebenfalls erfreulich: wir hatten die dicke nasse Regenfront hinter uns gelassen. Hier nieselte es nur noch.

Bild des Tages

Weiter auf der Ringstraße 1 gelang uns dann auch noch ein erfolgreicher Tankvorgang. Mit frischem Saft ging es also weiter zum nächsten Wasserfall. Dieser schien diesmal wirklich ein kleiner Geheimspot zu sein: keine Schilder und auch kein Parkplatz. Daher stellten wir unsere Wilma an einer nahegelegenen Kirche ab und liefen die letzten Meter. Auf dem Weg wagte sich sogar noch einmal die Sonne hervor und tauchte die Landschaft in ein goldgelbes Meer. Der Wasserfall selbst war auch ein echtes Highlight. Dieser bestand gleich aus drei einzelnen Wasserfällen: einem kleineren mit etwas Fallhöhe, einem großen mit mehr Fallhöhe und einem breiten Wasserfeld mit vielen Steinen. Dank des ruhigen Wetters konnten wir sogar die Drohne steigen lassen und waren begeistert von der Aussicht.

Wie es so schön heißt: alle guten Dinge sind drei. Also starteten wir noch einen weiteren Anlauf zum Thema Wasserfall. Der Weg dahin waren nur 10 Minuten. Diesmal war er sogar ausgeschildert, der Schotterweg dahin aber vor allem ausgewaschen. Die Schlaglöcher rumpelten uns ganz schön durch. Und dann war auch die Aussicht nicht ganz so toll. Da konnten die anderen beiden Wasserfälle etwas mehr begeistern.

In der nun einsetzenden Dämmerung schnallten wir uns ein letztes Mal an und brachten die letzten Kilometer zum Campingplatz hinter uns. Auf einer großen Farm dürfen wir heute Nacht bleiben. Zum Abendbrot gab es Couscous die Zweite. In der Nähe hatten wir schon viele schöne Sehenswürdigkeiten ausgemacht. Daher warten wir gespannt, was uns morgen erwartet. Hoffentlich aber besseres Wetter.