Die erste Nacht in unserem Camper dauerte länger als gedacht, denn eigentlich sollten um 6 Uhr die Wecker klingeln. Ohne Standheizung und außerhalb unserer warmen Daunendecken war es den Handys dann wohl doch zu kalt und sie entschieden sich für mehr Schlaf für uns. Erschwerend kam hinzu, dass es bis 8 Uhr noch dunkel wie in der Nacht war. So blieben wir eben ein bisschen länger im warmen Bett, schalteten die Standheizung an und warteten mit dem Aufstehen bis der Camper wieder angenehm aufgewärmt war.

Als die Sonne dann schließlich die ersten Strahlen durchs Dachfenster schickte, entschlossen wir uns für Frühstück. Nach kurzer Umbauphase saßen wir wenig später zu Tisch mit Müsli, Banane und typisch isländisch: Skyr.

Der restliche Morgen unterschied sich sonst nicht von unseren Fahrradreisen: Morgenwäsche, Aufwasch und Zusammenpacken. Nur letzteres funktionierte mit geräumigen Fächern schneller als mit engen Fahrradtaschen. Bei der Gelegenheit brachten wir auch direkt Ordnung in die von der Anreise etwas unsortierten Taschen.

Als erster Tagesordnungspunkt stand der Besuch des berühmten Geysirs auf dem Plan. Dieser befindet sich in einem großen Thermal-Gebiet und nur etwas 5 Autominuten vom Campingplatz entfernt. Schneller als gedacht, waren wir auch schon am ersten Must-See des Golden Circle.

Trotz Wintersaison war recht viel los. Wir können nur erahnen, was sich hier im Sommer an Touristen tummelt. Die meisten Besucher reisten mittels Bustour aus Reykjavik an. Und so ging es für uns rein in den Park aus sprudelnden Wassertöpfen, Schwefeldampf und rauchendem Gestein. Die verschiedenen Mineralien und Gesteine sorgten zusammen mit der Vegetation aus Gräsern, Moosen und Flechten für ein tolles Farbenspiel. Wir waren fasziniert, was die Natur, ganz ohne Zutun des Menschen, zustande bringt.

Bild des Tages

Um den wasserspeienden Geysir machten wir zunächst einen Bogen, wenn wir auch die imposante Fontäne bereits aus der Ferne bestaunen konnten. Erst einmal begutachteten wir die kochendheißen Wasserbecken und kletterten einen kleinen Hügel hinauf. Von hier überblickten wir die weite Landschaft und bestaunten die vielen Rauchsäulen des Thermal-Parks.

Nach dieser Aussicht hieß es dann aber wirklich: Wasser marsch. Eine große Traube aus schaulustigen Besuchern wies uns bereits den Weg zum aktiven Geysir. Alle 8-10 Minuten spuckt dieser eine bis 30 Meter hohe Wassersäule in den Himmel. Oft waren es aber auch deutlich weniger. Nach ein paar Fontänen hatten wir genügend Bilder auf der Speicherkarte und kehrten zum Auto zurück. Bevor wir jedoch zurück ins warme Auto schlüpften, stöberten wir etwas durch den obligatorischen Souvenirshop. Im Rucksack landete hier aber erstmal nichts.

Als nächstes Ziel des heutigen Tages empfing uns der Gullfoss Wasserfall mit rauem Wind. Die Fahrt von 10 Minuten verging wieder wie nichts und schon standen wir wieder im Souvenirshop. Dieses Mal erregten aber handgenähte Müffchen aus Wolle unsere Aufmerksamkeit. Dieser Versuchung konnte die Dame der Reisegruppe  nicht widerstehen 😉. (Und sie sind einfach perfekt! 🥰)

Anschließend folgten wir dem lauten Tosen der Wassermassen. Bereits auf dem Weg hierher konnten wir kurz eine gewaltige Schlucht im Erdboden erkennen. Nun durften wir bestaunen, wie sich in selbige aber tausende Tonnen Wasser pro Sekunde in die Tiefe stürzten. Umrahmt wurde das Naturschauspiel von glatten Eispanzern, welche sich an den Hängen des Canyons gebildet hatten. Mit ein bisschen Fußmarsch ließ sich der Gullfoss von vielen Seiten bestaunen.

Nachdem wir die befestigten Foto-Hotspots abgegangen waren, verließen wir kurz das rege Treiben, um am Rande der Schlucht weiter dem Flusslauf zu folgen. Hier wurden wir mit Einsamkeit, großartigen Tiefblicken und einmaliger Wasserfarbe belohnt. Und auch die bereifte Umgebung wusste zu gefallen. Wahrscheinlich hätten wir noch Stunden so weiter wandern können und hätten immer wieder neue, fantastische Aussichten entdeckt.

Am Parkplatz zurück nutzten wir die Möglichkeit des Toilettengangs und berieten uns wenig später im Bus zur Schlafplatzwahl. Diese fiel auf ein etwas entferntes Nationalparkzentrum und sollte für heute unser Nachtlager sein. Auf dem Weg dahin wollten wir nur noch ein paar Grundnahrungsmittel besorgen.

Kaum rollten wir vom Parkplatz runter, zeigte sich am Horizont nochmal die Abendsonne und wir kamen auf unserem Rückweg wieder am Geysir vorbei. Da das Parkticket eh bezahlt war, wollten wir nochmal einen Schnappschuss im Abendlicht mit extra großer Fontäne versuchen. Nachdem uns das gelungen war, setzten wir die Reise zum Schlafplatz fort.

Dort angekommen empfing uns lediglich ein einfacher Parkplatz gepaart mit einem ordentlichen Sanitärhaus. Hier ließ es sich gut aushalten. Wenn auch es etwas schwierig vorstellbar war, dass im Sommer hier bis zu 80 Camper Platz finden sollten. Vielleicht ergibt sich aber im hellen Morgen ein besseres Bild. Nach Nudeln, Abwasch und Dusche legen wir uns nun erschöpft und glücklich in die Koje. Gute Nacht!

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