Bevor wir in den fünften Tag unserer Reise starten, erstmal noch ein kleiner Nachtrag zum gestrigen Abend: Nach Redaktionsschluss gab es noch Aurora-Alarm auf dem Handy. Leider blieb der Himmel dicht mit Wolken bedeckt. Trotzdem zeigten sich leichte Schleier am Himmel. Wobei angemerkt sei, dass hier die Kameratechnik dem menschlichen Auge weit überlegen ist. In dieser Farbpracht zeigten sich die Polarlichter mit bloßem Auge nicht.

Mit diesen Bildern im Kopf verbrachten wir die nächste Nacht in unserer Wilma auf dem bisher besten Campingplatz. Zum Morgen gab es das bekannte Frühstücksbuffet und eine warme Dusche. Dann ging die Wasserfall-Jagd, welche wir gestern gestartet hatten, weiter.

Die ersten ihrer Art tauchten gleich hinter dem Campingplatz auf. Hier bestaunten wir zuerst den Gluggafoss. Dieser zweistufige Wasserfall kann abermals mit türkisblauem Wasser glänzen. Zwei weitere Wasserfälle sind von hier aus in Sichtweite. Den einen erkundeten wir zusätzlich aus der Ferne via Drohne. Nun huschten wir aber wieder ins Fahrzeug und traten den Weg in Richtung Seljalandsfoss an – einen der bekanntesten Wasserfälle Islands.

Für den Weg entschieden wir uns für eine eher kleinere Straße. Diese besteht, wenn man so will, nur aus den Ausgangsmaterialien von Asphalt – also eher losem Geröll. Mit knapp über 30 km/h und schlaglochgeschuldeten Schlangenlinien schoben wir uns voran. Wir nennen es an dieser Stelle mal Entschleunigung. Immerhin bietet die Straße tolle Ausblicke in Richtung Hochland. In der Ferne ist auch der Seljalandsfoss bereits gut zu erkennen. Nach ein paar Minuten hatten wir dann auch wieder Teer unter den Rädern.

Das sollte sich nun aber rasch wieder ändern. Lassen wir doch zunächst den Touristen-Hotspot rechts liegen und fahren ein paar Kilometer weiter, in die Richtung, aus der wir gekommen waren – nur eben auf der anderen Flussseite. Hier soll es einen noch etwas weniger frequentierten Wasserfall geben. Nach dem gleichen Schotter-Schlagloch-Schlängel-Spiel erreichten wir den Parkplatz. Außer unserer Wilma war nur ein anderes Auto da. Das Wetter war wieder etwas trüb, aber wir wollten uns ja eh Wasser von oben anschauen.

Leider mussten wir es an dieser Stelle beim Anschauen aus der Ferne belassen. Der Weg zum Fall war etwas schwierig. Fachleute würden hier wohl noch von einem Fließgewässer in Form eines Bachs sprechen. Da wir keine Gummistiefel dabei hatten und es auch von oben kein Herankommen gab, zogen wir unverrichteter Dinge wieder ab. Schön sah es hier aber immer noch aus.

Nachdem wir abermals die Schotterpiste hinter uns gelassen hatten, bogen wir sogleich links ab. Hier wurde an prominenter Stelle ein Flugzeugwrack niedergelassen. Ein hübsches Fotomotiv in dieser sonst unberührten Natur. Abgestürzt ist es hier aber nicht. Es hatte seinerzeit einen missglückten Landeanflug ohne menschlichen Schaden, stand dann lange neben dem Rollfeld und diente als Unterstand für Weidevieh, bevor es als Erinnerung an den in Island weit verbreiteten Flugzeugtyp vor 2 Jahren hierher transportiert wurde.

Jetzt aber zurück zur eigentlichen Mission. Wieder bogen wir vor der Einfahrt zum Seljalandsfoss links ein. Hier gab es eine weitere Schotterstraße, diesmal mit zusätzlicher Schwierigkeit durch sehr starke Steigung. Zum Befahren wurde ein Allrad-Mobil benötigt, welches wir ja zum Glück unter dem Hintern hatten. Der Aufstieg war aber in jedem Fall lohnenswert. Hier oben gab es nämlich den Sauðafoss zu bestaunen. Dieser Wasserfall thront nicht nur hoch oben über der Landschaft, sondern begeisterte uns mit dem tollen Flusslauf durch eine Schlucht. Das es hierher keine weiteren Menschen verschlug, war ein zusätzlicher Pluspunkt.

Jetzt aber eine Etage tiefer. Wir rollten den Berg hinab, stellten uns auf einen freien Parkplatz und lösten die 1.000 ISK Parkgebühren. Das Besondere am Seljalandsfoss ist nicht nur seine exponierte Lage und seine Größe, sondern ein kleiner Wanderweg hinter die Kaskade des Wasserfalls. Ebenfalls fußläufig erreichbar ist der Gljúfrabúi. Diesen schauten wir uns zuerst an – war uns doch gerade etwas viel los am Seljalandsfoss. Der Weg führte entlang einer steilen Bergkante. In dieser hatten sich zahlreiche Möwen ein Nest gebaut und beobachteten das Treiben am Fuße.

Bild des Tages (Gluggafoss)

Der Gljúfrabúi ist nicht minder beeindruckend, versteckt er sich doch etwas schüchtern in einer Felsspalte. Klettert man hinein, steht man in einer riesigen und sehr beeindruckendeDusche. Entsprechend nass kam man nach dem Besuch wieder heraus.

Als wir anschließend den zweiten Gang hinter dem Seljalandsfoss starten wollten, hatte sich der Andrang nochmal verstärkt. Daher entschlossen wir uns für eine kleine schwedische Fika in der Wilma und sitzten den Besucheransturm aus. Bei Haferkeksen und Tee gelang das auch sehr gut.

Danach hatten sich die Massen in ihre Reisebusse zurückgezogen und wir starteten unsere kleine Runde um den Wasservorhang. Das große Interesse an dem Wasserspiel können nur zu gut nachvollziehen. Die Ausmaße waren wirklich gewaltig und das Wasser beim Fallen in die Tiefe zu beobachten hatte fast meditative Wirkung. Neben einer frischen Brise Wasser war es auch enorm laut und klang fast wie ein Hubschrauber – wirklich spektakulär.

Nun neigte sich der Tag auch schon wieder dem Ende entgegen. Auf dem Weg zum nächsten Campingplatz nahmen wir jedoch noch einen letzten Wasserfall mit – den Íráfoss. Auch hier lohnte sich der Stopp für einen ungestörten Blick auf das Naturschauspiel.

Jetzt aber nichts wie hin zum Campingplatz. Vielmehr war es ein Parkplatz, auf dem man übernachten und gegen Gebühr stehen durfte – natürlich am Fuße eines riesigen Wasserfalls. Diesen nahmen wir uns aber für morgen vor. Erstmal genossen wir leckere Hotdogs und einen entspannten Abend im Bus.

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