Um sechs Uhr klingelte heute Morgen der Wecker. Der Plan, damit den morgendlichen Trubel um die begrenzten sanitären Einrichtungen zu entgehen, ging vollends auf. Weitere positive Nebeneffekte: ein ruhiges Frühstück in der warmen Küche und Abfahrt vor Sonnenaufgang.
So machten wir uns in der Dämmerung bereits auf den Weg zum ersten Wasserfall. Dafür ging es wieder ein Stück zurück auf die Hochebene. Heute Nacht waren die Temperaturen deutlich im Minusbereich, was zur Eisbildung im Fahrzeug führte. Doch hier oben, kurz hinter den Schwefelfeldern, zeigte das Thermometer von Wilma frostige -13°C.
Wenig später bogen wir ein in Richtung Sonnenaufgang, auf eine als grau markierte Strecke. (Alle größeren Straßen Islands werden von den isländischen Behörden mind. täglich auf road.is eingeschätzt. Eine rote und damit geschlossene Straße zu befahren, ist verboten und wird mit Busgeld geahndet.) Die graue Straße bedeutet: Straßenverhältnisse unbekannt, aber nicht gesperrt. Kann also alles heißen, bis jetzt waren diese Straßen aber problemlos zu befahren. Heute sind wir laut Internet-Auskunft das erste Fahrzeug, welches die Strecke nutzt. Ein bisschen holprig durch viel Schnee ist sie schon, aber gut befahrbar, da der Wasserfall sicherlich die letzten Tage gut besucht wurde.
Und so kamen wir nach 45 Minuten Fahrt als erste Gäste des Tages am Dettifoss an. Die Sonne färbte den Himmel wunderbar orange und vermischte sich mit den hervorblitzenden Blautönen. Eine tolle Stimmung bei nun immer noch kühlen -8 Grad. Der Dettifoss ist besonders breit und wirklich gewaltig. Nicht ganz so breit, aber auch sehr schön in die Winterlandschaft integriert, ist der davor liegende Selfoss. Wir schossen ein paar Fotos, genossen das fabelhafte Wetter und waren bereits auf dem Weg zum nächsten Spot, als die nächsten Besucher eintrafen.
Da der Hinweg so problemlos funktioniert hatte, fuhren wir die Straße nach dem Dettifoss einfach weiter. Auch diese war grau markiert, und auch hier waren wir definitiv die ersten, die sich heute hierher wagten. Dafür brauchte es nach den ersten Kilometern keine Internetrecherche. Deutlich weniger Spuren vom Vortag halfen uns beim Vorankommen, und dicke Schneeverwehungen machten uns das Weiterkommen schwer. Möglichst ohne anzuhalten rollten wir durch schätzungsweise 30 und mehr Zentimeter Schnee – bloß nicht stecken bleiben! Dazu war der Untergrund stellenweise gefroren. Hier machten sich die erhöhte Bodenfreiheit, Spikereifen und der Allradantrieb definitiv bezahlt – ohne wäre wohl der Anruf beim Abschleppdienst nötig gewesen.













Je mehr wir aber wieder bergab rollten, desto besser wurde auch die Straße, und die Situation entspannte sich. Bald hatten wir auch wieder festen Untergrund unter den Rädern und der Weg führte uns entlang einer Meeresbucht. An einer Steilküste brüten hier im Sommer Papageientaucher und Puffins. Leider sind diese noch im Winterquartier auf offener See. So nahmen wir mit ein paar Möwen vorlieb, welche sich hier vor uns tummelten.
Im weiteren Verlauf der Straße machte sich wenig später ein malerisches Bergpanorama vor uns auf, welches mit kräftig weißen Bergspitzen bis zum Meer aufwartete. Zusammen mit Sonnenschein und blauem Himmel sah es eher nach Alpen, als nach Island aus.
In Húsavík legten wir einen kurzen Stopp ein. Bekannt ist die Hafenstadt für ihre Kirche, die Fischerei und als Ausgangsort zahlreicher Walewatching-Touren. Da diese aber eher im Sommer stattfinden, war es eher leer und etwas trostlos. Wir packten also wieder unsere sieben Sachen und düsten zurück in Richtung heutigen Ausgangspunkt. Während es am Meer fast schon schneefrei war, befanden wir uns nach ein paar Minuten Fahrt wieder voll in der weißen Schnee- und Eiswüste. Jetzt bei Tag und Sonnenschein war der Vulkankrater des Hverfjall auch viel besser zu sehen. Wie gemalt erschien der Kegel vor uns am Horizont.

Davor befindet sich außerdem eine Grotte mit heißem Wasser, welcher wir einen Besuch abstatteten. Etwas schwefelig roch es darin, aber angenehm warm war es. Das Wasser hatte gute Badewannentemperatur, wie man mit den Händen oder durch einen unbedachten Fehltritt erfühlen konnte. Früher wurde die Grotte als Badestelle genutzt, heute ist selbiges untersagt, und es ist ein feines Naturschauspiel.
Neben dem Hverfjall befindet sich mit einem großen Lavafeld unser nächstes Reiseziel. Hier türmt sich das erkaltete Magma meterhoch in die Luft. Dabei hat es nicht nur bizarre Formen angenommen, sondern teilweise Höhlen und Durchgänge gegossen. Es machte einen riesigen Spaß, durch diesen einmaligen Park aus Lavaskulpturen und -kleckerburgen zu spazieren. Bei vielen Gebilden kann man mit etwas Fantasie die versteinerten Trolle sehen. Mit der weißen Bepuderung durch den Schnee erinnerten manche Gebilde aber auch an bekannte Felsformationen aus der Sächsischen Schweiz.
Nun stand die Sonne bereits sehr tief, und wir hatten effektiv noch keinen Kilometer auf unserer Runde um Island hinzugewonnen. Das änderten wir jetzt und folgten weiter der Ringstraße 1. Dabei führte uns die Streckenführung kurz nach Sonnenuntergang noch am Goðafoss-Wasserfall vorbei. Diesen konnten wir natürlich nicht auslassen und bestaunten auch hier das herabstürzende Wasser.















Die weiteren Kilometer bis zum nächsten Campingplatz verliefen mehr oder weniger ereignislos. Wir umfuhren den mautpflichtigen Tunnel und erhielten dafür eine grandiose Aussicht auf Akureyri am Abend. Halt gemacht hatten wir an einer möglichen Badestelle für morgen früh. Hier verläuft gleich ein ganzer Bach inklusive Wasserfall mit warmem Wasser. Der Bach war schon angenehm warm, jedoch etwas flach, um bei diesen Außentemperaturen entspannt baden zu können. Wir beließen es dabei beim Anblick und verzichten auf den Badegang morgen.
Jetzt waren es nur noch ein paar Meter bis zum Nachtlager, welche wir auch zügig hinter uns brachten. Genauso wie Abendessen, Fotoschau und Berichterstattung. Gute Nacht.