Mit dem Wissen aus der ersten Nacht klappte es heute gleich noch besser mit der Übernachtung. Wärmflaschen und eine heiße Dusche sorgten für angenehme Temperaturen unter der Decke. Und sogar der Wecker klingelte zur vereinbarten Zeit. Doch um sieben in die stockfinstere Nacht aufzustehen, fühlte sich irgendwie nicht richtig an. Daher entschlossen wir uns, lieber noch etwas länger liegen zu bleiben.
Nachdem wir uns herausgeputzt und frisch gemacht sowie unseren Schlafplatz bezahlt hatten, starteten wir in den Tag. Dafür mussten wir den Motor auch gar nicht erst anwerfen. Dick verpackt, um uns vor dem leichten Regen zu schützen, ging es für uns ein paar hundert Meter die nächste Straße entlang. Hier im Thingvellir- Nationalpark verläuft die Plattengrenze zwischen der Nordamerikanischen und der Eurasischen Kontinentalplatte. Beide Platten gleiten jährlich rund zwei Zentimeter weiter auseinander. In den letzten Jahrmillionen ist dabei eine einzigartige Landschaft entstanden. Am Ziel angekommen, bekamen wir das erste Mal einen Eindruck von den gewaltigen Kräften. Nach einem kurzen Abzweig von der Straße standen wir vor einem riesigen Canyon – der Silfra-Spalte – aus moosbewachsenem Gestein. Da es hier keinen wirklich ausgeschilderten Ausblick gibt und die Straße dahin gesperrt ist, waren wir ausnahmsweise alleine.
Nachdem wir diesen Teil der Plattenspalte erkundet und den Rückweg gemeistert hatten, waren es nur fünf weitere Autominuten bis zu den nächsten Ausflugszielen. Als Erstes statteten wir derselben Spalte einen Besuch ab. Nur war sie dieses Mal mit Wasser gefüllt: sah schon ganz cool aus. Der Regen sorgte allerdings für etwas Unruhe auf dem Wasser. Da sich der Regen bald verzogen haben sollte, entschlossen wir uns, auf dem Parkplatz eine Spielrunde einzulegen, bis sich die grauen Wolken verzogen hatten.






Und genau so kam es. Bei der Hälfte des Spiels trieb es uns wieder an die frische Luft. Sogar etwas Sonne zeigte sich am Himmel. Perfekte Bedingungen also, um dem Öxarárfoss (Wasserfall) einen Besuch abzustatten. Dieser bricht von der Plattenkante herunter und bildet einen malerischen Fluss im Grabenbruch. Auf der vereisten Gischt am Ufersteg war jedoch Vorsicht geboten. Wer hier mit Spikes unter den Füßen ausgestattet war, war definitiv im Vorteil.
Unsere Wanderung führte uns weiter zwischen den Platten entlang. Immer wieder gab es spektakuläre Felsformationen und Aussichten zu entdecken. Das wird wohl auch der Grund sein, wieso der isländische Premierminister seine Sommerresidenz genau hier hat. Diese besteht aus vier bescheidenen Häuschendiebdirekt nebeneinander aufgereiht sind und einer kleinen Kapelle. Aber bereits von weitem war klar, viel Privatsphäre würde dieses Fleckchen Erde nicht hergeben.

Doch bevor wir uns das in Gänze anschauten, stand noch ein weiterer Punkt auf der Tagesplanung: das Tauchgewässer in der Silfra-Spalte. Bereits in einigen Dokus hatten wir davon gehört, nun wollten wir es auch live erleben. Einige Gruppen von Wagemutigen mit Neoprenanzug und Schnorchel wiesen uns den Weg. Am Einstieg reihte sich eine Gruppe Schnorchler an die andere. Für uns leider kein Herankommen. Von außen sah das Wasser klar, aber nicht wirklich spektakulär aus. Wir versuchten unser Glück nochmal am Ausstieg. Auch hier das gleiche Bild: eine Gruppe nach der anderen kam aus dem Wasser gekrabbelt. Neben dem Geländer fanden wir dann doch einen Platz, um unsere GoPro unter Wasser zu halten. Als wir uns die erste Testaufnahme ansahen, wurde auch uns der Grund für den großen Andrang deutlich. Unter der Wasseroberfläche befand sich eine unwirklich erscheinende Welt im blauen Glanz. Kurze Zeit später ergab sich doch noch ein kurzer Moment, in dem wir die Kamera etwas weiter in die Smaragd-Welt abtauchen lassen konnten. Mit diesem gelungenen Abschluss traten wir anschließend den Heimweg zum Bus an.
Hier angekommen wollten wir das bessere Wetter doch nochmal nutzen, um uns von der ersten mit Wasser gefüllten Spalte ein Bild zu machen. Hier zeigte sich nun nicht nur eine spiegelglatte Oberfläche, sondern auch der Blick darunter ließ uns ungläubig zurück – sowas Magisches hatten wir noch nicht gesehen.














Jetzt hatten wir aber wirklich Kaffeedurst. Wir suchten uns ein ruhiges, parkgebührenfreies Plätzchen und brachten bei Standheizung, Schokolade, Skyr und Tee unser Spiel vom Mittag zu Ende. Nach kurzer Planungsphase entschieden wir uns, heute nochmal einen Schritt zurück zu machen und in Richtung Reykjavik zu fahren. Hier sollte es morgen mit Wandern weitergehen.
Auf dem Hinweg zum Campingplatz deckten wir uns spontan mit den Vorräten für die nächsten Tage ein. Die Kraft dafür schenkte uns ein wunderbares Softeis mit einem Überzug aus belgischer Schokolade – das hatte schon ein bisschen was von Dänemark. Im Supermarkt war es dann eine Mischung aus isländisch-dänisch-schwedischen Köstlichkeiten, die sich in unserem Einkaufskorb versammelten. Mehr dazu in den nächsten Tagen.
Auf dem Campingplatz fanden wir einen netten Platz und checkten online ein. Zum Abendessen gab es Couscous mit erweiterter Tikka-Masala-Sauce und Röstzwiebeln. So konnten wir gut gesättigt ins Bett hüpfen und gespannt auf die nächsten Tage mit unserer Wilma blicken – so haben wir unseren herzlichen, einladenden und gemütlichen Camper heute getauft.