Zum dritten Mal wachen wir auf dem Parkplatz vor dem Þingvellir Nationalpark-Center auf. Immer noch stehen wir in einer riesigen Eispfütze, aus der wir uns noch vor der Morgentoilette herausmanövrieren müssen. Anschließend das gewohnte Spiel: Bett zerlegen, frühstücken, Nacht bezahlen und losfahren.
Kurz bevor wir uns dem letzten Punkt widmen, zeigt sich sogar die Sonne für einen Augenblick am Himmel und lässt auf einen schönen Tag hoffen. Als wir wenig später losfahren, sind wir allerdings bereits schon wieder in einem heftigen Schneesturm. Da sich die Autowerkstatt weiterhin nicht gemeldet hat, ist unser erstes Ziel Hveragerði. Auch hier waren wir bereits vor ein paar Tagen, hier gab es das leckere Eis. Doch dazu später mehr.
Erst einmal wollten wir hier die nach Internetrecherche beste heiße Quelle ganz Islands auskundschaften. Diese liegt in einem sehr geothermal aktiven Gebiet. Nachdem es auf der Hinfahrt bereits wieder Anflüge von Sonne gab, finden wir uns gerade wieder im Schneesturm wieder. Wir packen uns gut ein und starten trotzdem die Wanderung. Der heiße Quellfluss soll rund 4 Kilometer weiter oben in den Bergen sein.
Zu Beginn durchqueren wir ein paar rauchende und etwas müffelnde Schwefelfelder. Je weiter wir den Berg besteigen, desto mehr machen sich auch die neuen Spikes-Schuh-Überzieher bezahlt. Durch den teilweise sturmartigen Wind ist der Schnee von den Wegen gefegt und hat blankes Eis übrig gelassen. Zum Glück wechseln sich solche Sturm-Episoden mit etwas ruhigeren, zum Teil sonnigen Abschnitten ab.
Nach ca. 60 Minuten und ein paar Flussüber- und -durchquerungen später, haben wir es auch geschafft. Bei strahlend blauem Himmel kommen wir an dem gut ausgebauten Steg an. Zuvor sind uns sehr viele Wanderer entgegen gekommen, sodass wir jetzt zu unserer Freude ganz alleine hier sind. Weniger zur Freude ist indes der nur lauwarme Fluss, welcher bei Temperaturen unter Null eher weniger zum Planschen einlädt. Außerdem fehlt es uns auch an Tiefe für ein ausgiebiges Bad.

Trotzdem können wir die tolle Aussicht sowie das wunderbare Wetter voll genießen. Als wir uns auf den Rückweg machen, kommen auch bereits die nächsten Schaulustigen entgegen. Kaum später fängt es dann auch wieder an zu stürmen und zu schneien. Wir halten folgendes fest: während Island-Neulinge auf besseres Wetter für den Start einer Tour warten, gehen die Erfahrenen bei schlechtem Wetter bereits los und können das gute Wetter am Ziel genießen. 😉
Wieder am Auto angekommen, verspüren wir nach so viel Schnee direkt Lust auf ein Eis. Daher führt uns der nächste Weg zur bereits erprobten Eisdiele im Ort. Zu unserer Enttäuschung macht diese erst um 14 Uhr auf. Da wir uns diese Gelegenheit nicht entgehen lassen wollen, nehmen wir die Wartezeit von 25 Minuten in Kauf… ohne die isländische Zeitrechnung zu bedenken. Denn scheinbar heißt ab 14 Uhr geöffnet nicht, dass ab 14 Uhr auf geöffnet ist. Als um 14:10 Uhr immer noch kein Eis für uns in Sicht ist, geht eben die Reise weiter.
Jetzt statten wir der Halbinsel Reykjanes einen Besuch ab. Hier gibt es den UNESCO-Geopark zu entdecken. Auf dem Weg dahin bekommen wir schon einen Vorgeschmack auf das, was uns erwartet. Es geht hindurch durch eine Mondlandschaft mit Kratern und Lavafeldern. Hier befindet sich aktuell einer der aktivsten Vulkane Islands. Da dieser gerade in Aktion ist, gibt es eine amtliche Warnung vor einer möglichen Eruption. Beim Betreten des Gebiets bekommt man auch direkt eine Nachricht auf sein Handy, dieses doch bitte immer bei sich zu haben. Außerdem sind entlang der Straße Fluchtfahrtwege ausgeschilderteschildert, sollte es tatsächlich zu einer spontanen Evakuierung kommen.
Den Vulkan wollen wir uns aber gar nicht anschauen, aus der Nähe geht das aktuell sowieso nicht und Lava tritt zurzeit auch nicht aus. Sondern den angesprochenen Geopark. Hier ist einer der wenigen Stellen auf der Erde, an dem der Mittelatlantische Rücken ans Tageslicht rückt. Sprich, wir bewegen uns wieder einmal auf dem Gelände von zwei Kontinenten. Neben dem ausgeprägten Vulkanismus zeigt sich dies auch in Form von Geothermie. Hier findet man unter anderem auch ein großes Kraftwerk, welches Reykjavik mit Energie versorgt.









Außerdem erkunden wir bei sturmartigen Windböen einen Leuchtturm sowie eine Statue von einem Riesenalk. Dieser bis zu 80 cm große Vogel war einmal der einzige nicht flugfähige Vertreter seiner Art auf der Nordhalbkugel. Leider wurde er bereits im 20. Jahrhundert aufgrund seines Fetts, Fleisches und seiner Federn getötet. Fun Fact an dieser Stelle: Bei diesem Vogel handelt es sich um den wahren Pinguin. Erst nach seinem Aussterben gab man seinen nicht näher verwandten Artgenossen auf der Südhalbkugel diesen Namen, aufgrund ihrer Ähnlichkeit.
Nachdem wir uns also die wichtigsten Ecken dieser spannenden Region angesehen haben, setzen wir zum Rückzug in Richtung Campingplatz an. Dabei gab es noch einen Abstecher an eine atemberaubende Küste. Aufgrund des enormen Windes peitschten hier die riesigen Wellen auf den Fels. Dabei konnte man auf dem Steg, der darüber ragte, ordentlich nass werden.
Nach der kurzen Dusche besichtigten wir noch ein altes Schiffswrack, welches hier auf Land gegangen war, ehe wir zum erhofften Campingplatz vorstießen. Dieser stellt eine Besonderheit auf Island dar, ist dieser doch kostenlos auf dem Land eines Bauern angesiedelt. Zu unserem Bedauern waren die Sanitäranlagen aufgrund der niedrigen Temperaturen und Frostgefahr abgeschlossen.
Also zogen wir uns noch ein bisschen weiter zurück und fanden schließlich in Selfoss ein nettes Plätzchen. Hier gab es Curry zum Abendessen und eine hoffentlich ruhige Nacht.