Der Morgen verspricht deutlich besseres Wetter als gestern, daher pellen wir uns schnell aus der Schlafklamotte und starten in den Tag. Als Erstes werfen wir einen Blick in das beschauliche Djúpivogur, in welchem wir gestern gestrandet sind. Hier gibt es neben einer netten Aussicht auch eine Reihe Eier-Skulpturen am Pier. Hübsche Tiere, die Eier legen, finden sich an selbiger Stelle auf dem Wasser.
Danach fahren wir ein bisschen weiter bis zum Terra Selvaggia Wasserfall. Dieser ist aktuell eher von mittlerer Größe und kann bei entsprechendem Wetter in wenigen Tagen zu einem riesigen Wasserspektakel heranwachsen. Der Wasserfall ist der krönende Abschluss einer fast 20 km langen Wasserfall-Schlucht, welche man bei schönem Wetter im Sommer erwandern kann. Heute versperrt eine spiegelglatte Eisfläche den Weg, den wir ohnehin nicht eingeplant haben.












Anschließend verabschieden wir uns von der N1 Ringstraße und folgen der 95 – einer Abkürzung. Wie sich herausstellen wird, geht diese Straße nicht um die Berge herum, sondern direkt darüber hinweg. Zuerst ändert sich der Straßenbelag von Asphalt zu Schotter, wenig später wird es dann richtig steil mit bis zu 17 % Steigung. Hier kommt das erste Mal alpines Gefühl auf. Nach ein paar hundert Metern erweckt allerdings erstmal ein fantastischer Wasserfall unsere Aufmerksamkeit. Hier können wir nicht widerstehen und müssen einen näheren Blick darauf werfen.

Bei der Abfahrt widerfährt uns leider ein Missgeschick: Die Jacke klemmt sich in die Tür ein. Als wir dies bemerken und am Straßenrand halten, ist die rechte Schiebetür wie zugeschweißt. Es hilft kein Rütteln und kein Schütteln, und auch Auf- und Zuschließen mit dem Funkschlüssel bringt keine Besserung. Die Jacke ist bombenfest eingeklemmt und nichts tut sich. Ebenso bringt der manuelle Entriegler keinen Erfolg. Eine kurze Internetrecherche schildert das Problem: Die Jacke hat den elektronischen Schnapper komplett umschlossen. Zauberlösung des Problems: gibt es keine. Wenn es keinen Kontakt gibt, lässt sich die Tür nicht öffnen, weder manuell noch mit einem Steuergerät oder ähnlichem. Ein ebenso betroffener Internet-User berichtet jedoch zu unserem Glück, dass es Hoffnung gibt, wenn sich die Jacke in der geschlossenen Tür etwas hoch oder runter ziehen lässt. Und genau das war auch unsere Rettung vor dem vermutlich sehr teurem Werkstattbesuch (man ließt bei der Google-Recherche auch Dinge wie „Tür kann nicht gerettet werden“ oder “ Reparatur dauerte 1 Woche“…da wird einem schon etwas anders zumute 🫣). Während man also die Jacke auch mit großer Krafteinwirkung keinen Millimeter aus der Tür ziehen konnte, so konnten wir sie doch ein Stück nach oben ziehen und schwuppst, glitt die Tür auf. Erleichtertes Aufatmen!
Sichtlich erleichtert setzen wir daraufhin unseren Aufstieg fort. Immer weiter bergauf führt uns die Straße hindurch durch eine malerische Bergkulisse. Ein wenig später sind wir komplett von Schnee umgeben und erleben das erste Mal so etwas wie Winter auf Island. Bergab geht es dann deutlich sanfter und immer neben einem türkisblauen Fluss entlang, bis die 95 dann auch wieder eine Asphaltdecke bekommt und wir entspannt bis ins Tal rollen können.
















Hier in Egilsstaðir befindet sich auch unser heutiges Nachtlager. Die Straße zum alternativen Campingplatz ist nicht passierbar. Da aber noch etwas Zeit bis zur Dunkelheit bleibt, machen wir noch einen Abstecher nach Seyðisfjörður. Dafür geht es aber erst steil bergauf bis hoch in die Wolken. Die Panoramaaussichten können wir uns damit schon einmal sparen. Dafür erwartet uns eine breite weiße Winterlandschaft wie in den Alpen. Dazu gibt es sogar einen Skilift.
So schnell wie wir oben waren, geht es auf der anderen Seite auch wieder hinab. Hier gibt es zu unserer Freude einen weiteren Wasserfall zu begutachten. Ebenfalls sehr schön. Im Tal des Fjords angekommen, empfängt uns eine farbenfrohe Künstlerstadt. Berühmt ist sie vor allem für ihre hellblaue Kirche. Aber auch viele andere Gebäude strahlen in bunten Farben oder sind aufwendig verziert. Außerdem ist der Ort Anlegestelle für die Fährverbindungen nach Dänemark. Nach einem kleinen Stadtrundgang geht es dann zurück über die Schneestraße nach Egilsstaðir. Hier finden wir ein ruhiges Plätzchen auf dem Campingplatz.
Bonus – die letzten regnerischen Tage haben wir genutzt, um ein paar Videos für euch aufzubereiten: