Distanz

27 km

Temperatur

32,5 °C am Bahnsteig

Sattelzeit

2:35 h

Im Morgengrauen regen wir unsere zerknietschten Körper so langsam aus den Bussitzen. Die Nacht verlief erwartbar entspannt nur mit ein wenig Aufregung bei dem Mitreisenden am Zwischenhalt Hanover. Draußen wirft unterdessen die Weltmetropole Paris bereits ihre Schatten voraus. Der Verkehr nimmt merklich zu, die Straßenränder sind erschreckend vermüllt und die Zeichenfolgen auf den Autobahnschildern kommen uns ungewohnt unbekannt vor. Nach gut einer Stunde in der morgendlichen, Pariser Rushhour erreich wir den Busbahnhof.

Bild des Tages

Am Busbahnhof angekommen packen wir im Trubel von über 160 Bussteigen die Räder und machen uns auf die geplante Erkundungstour. Wenigstens auf die Louvre-Pyramide und den Eifelturm möchten wir bei dieser Gelegenheit einen flüchtigen Blick werfen. Das Vorankommen mit den Rädern funktioniert dabei erstaunlich gut. Dank vieler Fahrradwege und stets bremsbereiten Franzosen kommen wir problemlos durch den zugegebenermaßen chaotischen Stadtverkehr. Ruhiger ist es da entlang der Seine, die von vielen schwimmenden Restaurants besiedelt wird. Verkehrsregeln und rote Ampeln scheinen die Pariser Fahrradfahrer jedenfalls nicht zu interessieren. Einen Besuch per Auto werden wir wohl nicht in Erwähnung ziehen. Das Highlight unseres Paris-Besuchs erleben wir allerdings auf dem Weg zum Bahnhof. Zum Frühstück gibt’s hier frischgebackene Baguette und süße Teilchen. In dieser Hinsicht haben die Franzosen definitiv ihr Können unter Beweis gestellt – einfach grandios.

Gut gestärkt und mit Schokokuchen im Gepäck geht es also auf Zugsuche. Im wahrsten Sinne des Wortes. In Sachen Ausschliederung gibt es hier noch einige Fragen bei uns. Nirgendwo war ersichtlich, von welchem Gleis unser Zug fahren sollte. Hat man einmal die passende Abfahrtshalle gefunden sollte man deswegen folgende grundlegende Informationen parat haben: Die passenden Zuggleise werden erst kurz vor Abfahrt bekannt geben und erscheinen auf den Anzeigetafel bzw. in der App. Das mehrmalige Nachfragen des vielen Zugpersonals in der Wartehalle hätten wir uns also auch sparen können. Nun hat dieses für uns neue System gleich mehrere Auswirkung auf das Reisen mit dem Zug – Mal wieder ein schönes Abenteuer.

So stehen wir Dank Auskunft eines netten Bahnhofsmitarbeiter am richtig Gleis. Nur das dieser nicht einem Defekt an genau diesen Zug vorhersehen konnte. Mit 35 Minuten angekündigten verspäteter Abfahrtszeit und ohne neue Gleisinformation schmoren wir also bei 32°C am Bahnsteig. 10 Minuten vor neuer Startzeit ist noch kein Zug in Sicht und uns wird doch wieder ein wenig mulmig. Wir erkundigen uns erneut zum Thema richtiger Abfahrtsgleis. Im selben Augenblick erscheint das entsprechende Gleis auf den Monitoren in der riesigen Wartehalle. Und so geschieht das, was scheinbar immer passiert: der halbe Bahnhof setzt sich in Bewegung. Für uns doppelt ärgerlich, da zum einen der Weg vom ursprünglichen Gleis 3 zur Nummer 24 wortwörtlich nicht weiter hätte sein können. Zum anderen gilt es nur ein weiteres Mal dicken Räder durch die sich langsam bewegende Masse zu manövrieren. Doch damit nicht genug. So finden sich am besagten Gleis 24 gleich zwei Züge, einer mit falscher Nummer und falschen Wagen dafür mit passenden Ziel, sowie ein Zweiter ebenso mit falscher Nummer und falschen Ziel dafür mit passenden Wagennummern. Also nochmal schnell einen Bahnhofsmitarbeiter suchen und nachfragen. Und tatsächlich sollte es der aller letzte Wagon am hintersten Gleis sein welcher uns aufnehmen soll.

Das Abfahrtssignal ertönt, die Tür schließt sich und wir stehen mit Sack, Pack und Rad im Zug. Weiter als bis zur Zwischentür sollten wir auch erstmal nicht kommen. Der reservierte Fahrradplatz war bereits gut gefüllt mit allerhand Gepäck. Fehlende Überzeugungskraft und einen nicht unerhebliche Sprachbarriere ließen uns keine andere Wahl als die Fahrräder so gut es geht zu lagern. Zum Happyend verhielf uns schlussendlich das sehr nette Zugpersonals, welches unser gesamtes Abteil nochmal über die Bedeutung eines Fahrradstellplatz belehrte und kurzerhand aufräumte.

Den Rest der Fahrt verbrachten wir nach all der Aufregung in aller Ruhe mit unseren süßen Leckereien und gelegentlichen Schlummer-Einlagen. Mit 90 Minuten Verspätung kamen wir schlussendlich in Bayonne an. Aufgrund der Verzögerung beließen wir die restlichen Tagespläne bei Supermarkt Einkauf und Zeltplatzsuche. Ersteres funktioniert Dank Selbstbedienungskassen mit Deutschkenntnissen problemlos. Die Suche nach einem Stellplatz hingegen erst im zweiten Anlauf, dafür mit direktem Strandzugang. Eben diesen erkundeten wir nach den obligatorischen Nudel-Abendbrot und waren schlicht weg beeindruckt. Wir haben schon das ein oder andere Meer gesehen und auch die stürmische Nordseeküste bei Sturmflut kennengelernt, doch diese Naturgewalt hier ist unfassbar. Gleichmäßig in ruhigen Takt brechen meterhohe Wellen brachial über den Sandstrand zusammen. Nicht ohne Grund lagert hier neben jedem Zelt und Campingmobiel ein Surfboard. Nach etwas Überwindung und mit dem ein oder anderen Vorbild wagten wir uns auch noch in die Fluten und durften die Kraft des Meeres am eigenen Leibe spüren.

Nun ist also die Anreise nach zwei Tagen abgeschlossen und unsere Tour nach Norden kann beginnen. Wir sind gespannt welche Erlebnisse auf uns warten und freuen uns das ihr alle dabei seid.

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