Distanz

88 km

Temperatur

9°C in Norwegen

Höhenmeter

862 hm

Sattelzeit

5:52 h

Etienne – unser französischer Hüttengenosse – braucht nur wenig Schlaf oder er kommt mit der Helligkeit nicht wirklich zurecht. Jedenfalls macht er sich bereits gegen 4:30 Uhr auf den Weg. Oder hat er einen Wissensvorsprung und macht aus gutem Grund so zeitig los? Wir werden es wohl nicht mehr erfahren. Ebenso wenig wie wir erfahren werden, ob es für Etienne auch noch etwas anderes zu Essen gibt, außer ein paar getrocknete Cranberrys und Kekse. Unser gestriges Nudelangebot hat er dankend abgelehnt und zum Frühstück sind wir nur noch zu zweit 🧐.

Naja das muss jeder selber wissen. Wir machen uns jedenfalls nach dem Verzehr von Polarbröd auch auf die Socken. Und das Warten scheint sich gelohnt zu haben: kein Wind und angenehme Temperaturen. Heute muss doch der Grenzübertritt drin sein. Deshalb ist auch das erste Ziel des Tages ein Supermarkt mit angeschlossener Süßigkeiten-Fabrik und -Verkauf. In Norwegen soll es in Sachen Lebenshaltungskosten und vor allem Süßigkeiten nochmal etwas teurer sein. Das böse Wort der Zuckersteuer schwebt drohend in der Luft… Da sollten wir also nicht unvorbereitet die Länder wechseln.

Bild des Tages

Doch ganz so will der Plan nicht aufgehen. Erstens zeigt sich das Wetter von seiner launigen Seite, sprich mal wieder ordentlich Gegenwind. Zweitens halten sich mächtig dunkle Wolken an den Berggipfeln fest, welche Nass von oben versprechen. Kurz vor Ladenöffnung sind wir am Supermarkt und suchen Schutz vor den ersten Tropfen bei den Einkaufswägen.

Der Schauer soll auch nicht lange anhalten und wir können in der Zwischenzeit ein bisschen im Laden stöbern. Die Auswahl ist schon recht groß doch bei weitem nicht mit deutschen Werksverkäufen, bspw. von Haribo, zu vergleichen. Ein paar Energielieferanten finden aber natürlich ihren Weg in die Einkaufstüte und ans Fahrrad. Weitere Grundnahrungsmittel werden wir aber erst kurz vor der Grenzen in der Supermarkt-Kette des Vertrauens auffüllen.

Auf dem Weg dahin geht es – bei nun wieder trockenem Wetter – wiedereinmal vorbei an einer Traumkulisse nach der anderen. Weiße Berggipfel mit türkisfarbenen Eis-Seen sind unsere stetigen Begleiter. Als dann auch noch Wasserfälle dazu kommen, müssen wir die Reise unterbrechen und die Kamera aus der Tasche ziehen. Atemberaubend schön.

Nach jeder Menge Fotos ist es aber Zeit für einen Snack. Am besten natürlich direkt beim Supermarkt, welcher ja nun nicht mehr weit sein kann. Und tatsächlich ist er quasi schon in Sicht nur liegen dazwischen unerwartete viele Höhenmeter. Dazu mischt der Wind auch wieder kräftig mit und lässt und schräg zur Fahrbahn fahren. Im Zusammenspiel mit vorbei rauschenden LKW ein unvorhersehbare Wundertüte die uns manchmal fast vom Rad wedelt. Wir halten jetzt lieber an wenn ein dicker Brummi uns entgegen kommt. Neben Verkehr, Steigung und Wind kommt nun auch mal wieder etwas Regen dazu.

Aber auch dieser Weg ist irgendwann zu Ende und wir kommen dick in Regensachen eingepackt auf dem Parkplatz in Riksgränsen an. Nun lacht die Sonne wieder und wir müssen uns erstmal setzen und den Tag bis hier verarbeiten. Denn hier in Riksgränsen ist noch voller Winterbetrieb. Der Sessellift fährt Skifahrer den Berg hinauf und die Motorschlitten sausen rasant durch den Schnee und über den See. Nicht umsonst ist Riksgränsen das wohl legendärste Skigebiet Schwedens – und das bis zum Juni.

Nach kurzer Verschnaufpause starten wir unseren vorerst letzten Einkauf in Schweden. Hier sacken wir nochmal alles ein, was geht: Nudeln, Abendessen (geplant ist eine Gemüse-Reis-Pfanne), Tubenkäse und natürlich weitere Snacks. Dazu gesellt sich noch eine Stärkung für den Sofortverzehr und schon sind wir auch wieder draußen. Jetzt regnet es wieder und wir nehmen lieber Platz im Loungebereich des Supermarkts.

Als wir abermals den Weg zu den Rädern aufsuchen, hat sich die Sonne durchgesetzt und empfängt uns auf dem Parkplatz. Dazu noch zwei weitere Radreisende – wieder Franzosen nur älteren Semesters. Hier ist die Sprachbarriere noch etwas größer und so reden wir 10 Minuten munter aber fröhlich aneinander vorbei. Was wir vermutlich erfahren haben: sie sind Rentner und haben Zeit, sie waren jetzt 5 Wochen in Norwegen und hatten nur einen Tag Sonne, die Norweger sind sehr hilfsbereit und freundlicher als die Deutschen, in Norwegen geht es nur steil bergauf und wieder steil bergab im ständigen Wechsel, er möchte in 5 Wochen in Berlin sein, da hat sie nur gelacht. Und damit wünschen wir uns gegenseitig eine gute Weiterreise und steigen wieder in den Sattel.

Die Grenze ist nur noch einen Katzensprung entfernt und im nächsten Augenblick bereits überquert. Hoffentlich haben wir nicht unerlaubt eine zu große Menge an Süßigkeiten eingeführt… Aber nach über 3600 Kilometer in den Beinen soll uns das gegönnt sein.

Jetzt sind wir also außerhalb der EU und nun sollte es doch auch bergab gehen. Tatsächlich geht es von nun an, in nicht weniger malerischer Kulisse, die Berge hinunter. Nur einen kleinen Vorgeschmack auf die nächsten Wochen sollte es dann doch noch geben: 80 Höhenmeter bei 7% Steigung. Das haben die Schweden auf der anderen Seite etwas gemütlicher für uns gelöst.

Danach geht es aber weiter Berg ab – auch mit dem Wetter. Wir steuern geradewegs auf eine finstere Wolkenwand zu und haben nur die Möglichkeit, die Jacken noch etwas höher zu ziehen. Im Regen fahren wir dann aber den ersten fabelhaften Fjord hinunter und werden am Ende mit einen einmaligen Blick auf’s Wasser belohnt. Hier ist auch der Campingplatz und unser heutiges Nachtlager. Wir haben es geschafft: wir sind in Norwegen und haben das skandinavische Gebirge hinter uns gelassen. Das muss natürlich gefeiert werden.

Doch bevor es soweit ist, schnell das Zelt in einer Regenpause aufbauen, Küche belagern und duschen. Danach können wir endlich auf unseren Erfolg anstoßen – mit Trocadero Limonade und Schwarzwaldtårt. Ersteres ist ein in Schweden (vielleicht auch Norwegen) beliebtes Mischgetränk aus Apfelschorle und Orangen-Limo. Zweiteres klingt nach Schwarzwälder Kirsch Torte, ist aber etwas völlig anderes. Das Kurzrezept geht so: Baiser-Böden von beiden Seiten mit Kuvertüre bestreichen und dann mit Sahne abwechselnd schichten. Zum Nachbacken hier entlang.


Tagesausgaben

Campingplatz – 25 €

Verpflegung und Süßigkeiten #1 – 24 €

Verpflegung, Vorräte und Süßigkeiten #2 – 62 €


Etappe

⚠️ Die Farbcodierung bezieht sich heute auf unsere Höhe.

Punkt mit Zahl = 5 km Zwischenziel

4 Kommentare

  1. Jippieh, großartig! Was für eine Leistung! Wir stoßen mit euch an und sind unglaublich stolz auf euch. Was für phantastische Bilder, was für ein wunderbarer unterhaltsamer Bericht. Danke auch für das tolle Video. Ihr seht so glücklich aus☺️
    Wir haben euch ganz doll lieb. Passt weiter schön auf euch auf! Liebe Grüße von Mama und Uwe

    1. Gern steuern wir in den nächsten Tagen und Wochen weitere Gründe zum Anstoßen bei – es gibt ja immer etwas zu feiern. 😀😉🥂

      Wie danken für die digitale Hilfe und geben weiter Obacht! 🤗🚴🚴‍♀️ Ganz liebe Grüße an alle!

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