Das Wetter bleibt stabil ungemütlich, trotzdem wollen wir uns heute auf den „Heimweg“ Richtung Süden machen. Hier oben auf Andøya haben wir spätestens mit unserer Puffin-Safari alles erledigt und sind bereit für neue Abenteuer. Und so bauen wir im kräftigen Wind und mal mehr mal weniger Regen unser Lager ab. Als es dann los gehen kann, sind wir bereits gut eingeweicht und trotzdem entschlossen noch ein bisschen Rad zu fahren.
Bild des Tages
Doch weit kommen wir nicht. Setzt uns doch stärker werdender Regen und der heftige Wind ganz schön zu. Nach 10 Kilometern sind wir pitschnass wieder am Campingplatz, welcher uns schon bei der Anreise auf Andøya in Empfang genommen hat. Der Dialog mit dem netten Campingplatz-Herren ähnelt auch dem von ersten Besuch und so sitzen wir schon bald wieder in gewohnter Umgebung: der aufgeheizten Küche.
Den Rest des Tages verbringen wir hier, mit Handy daddeln und spielen. Zur Abendzeit wird es dann sogar recht voll, wollen doch einige andere Mitcamper ihr Abendessen zubereiten. Bei uns gibt es leckeren Nudel-Fisch-Auflaut (den Ofen lassen wir natürlich nicht ungenutzt) – das Highlight des heutigen Tages.
Für morgen hoffen wir einfach auf ein bisschen besseres Wetter und wagen einen neuen Versuch. Obs klappt und wie weit uns das Wetter trägt, erfahrt ihr dann hier. Dann gibt’s vielleicht auch wieder ein paar mehr Bilder.
Tagesausgaben
Campingplatz – 20 €
Etappe
⚠️ Farbe = Geschwindigkeit | Punkte mit Zahl = 5km
Die Mitternachtssonne hält uns mal wieder viel zu lange wach, um so schwerfälliger ist das Aufstehen am Morgen. Heute können wir ausnahmsweise mal nicht so lange liegen bleiben, wie wir möchten. Um 11 Uhr haben wir den nächsten Termin und danach soll es eigentlich auch noch weiter mit dem Rad gehen.
Das Frühstück fällt entsprechend bescheiden aus und besteht aus zwei Tassen Müsli mit einem Rest Milch. Da es nun wieder Tageszeit ist, regnet es auch wieder. Aus diesem Grund entscheiden wir uns dafür, dass Lager erst einmal aufgebaut zu lassen und begeben uns auf nächstem Weg zum örtlichen Hafen. Hier erwartet uns der Kutter Laura.
Bild des Tages
Da unsere eigentliche Wal-Vogel-Safari abgesagt wurden ist, haben wir uns entschlossen, ein bisschen länger hier zu bleiben und den Vogel Teil einfach nachzuholen. Ein entsprechendes Angebot ist in unserem Örtchen Bleik allgegenwärtig und wer weiß, wann wir hier wieder herkommen. Außerdem sehen die kleinen kugeligen Papageientaucher – engl. Puffin – auch zu niedlich aus, um einfach wieder zu fahren ohne einen Puffin aus der Nähe gesehen zu haben.
Mit einer Handvoll anderer Touristen begeben wir uns abermals auf die offene See. Und abermals werden wir vom unerwartet hohen Wellengang überrascht. Ganz vorn am Buk geht es für uns mächtig rauf und runter. Der Weg ist diesmal aber nicht all zu weit. Die berühmte Vogelinsel Bleiksøya liegt nur etwa 1000 Meter vor der Küste und wurde von uns schon mehrfach aus der Ferne beäugt. Ein entsprechendes Flügel-Tier haben wir dabei aber noch nicht entdecken können.
Das sollte sich allerdings rasch ändern. Kaum an der Insel angekommen, sind wir umringt von tausenden Papageientauchern, welche zu Wasser und in der Luft umher schwirren. Dazu gesellen sich zahlreiche weitere Vogelarten: von den bekannten Möwen über Komorane bis hin zu Seeadlern. Doch tauchen diese Giganten der Lüfte am Felsen auf, machen sich die Puffins schnell auf in ihre Verstecke – 1 bis 2 Papageientaucher verspeist so ein Seeadler am Tag. Jagderfolg hat bei unserer Rundfahrt keiner von ihnen. Wir haben dafür wieder jede Menge schöner Fotos im Kasten und sind wieder einmal begeistert sowie glücklich, doch noch diesen Ausflug gemacht zu haben.
Da sich das Wetter auch nach 1,5h auf See nicht verbessert hat, ziehen wir uns erstmal ins noch aufgebaute Zelt zurück. Hier verbleiben wir schlussendlich auch den Rest des Tages – dem Wetter sei Dank.
Tagesausgaben
Reibekäse – 3,50 €
Puffi-Safari – 110 €
Etappe
⚠️ Farbe = Geschwindigkeit | Punkte mit Zahl = 5km
Auf eine stürmische Nacht folgt heute ein nasser Morgen, dementsprechend nehmen wir das Angebot an und bleiben erstmal liegen. Das Frühstück nehmen wir ebenso im Zelt ein und kuscheln uns anschließend nochmal in den Schlafsack. Doch die Gelassenheit soll nicht über die anstehende Aufregung hinweg täuschen, ist doch heute ein großer Tag für uns.
Denn um die Mittagszeit geht es für uns nach Andenes – dem nördlichsten Punkt den wir mit unseren Rädern erreich werden. Und als wäre das nicht schon Grund genug für eine kleine Feierlichkeit, ist der Anlass, weswegen wir überhaupt hier hoch gestrampelt sind, noch viel interessanter. Denn der Hafenort liegt nur 8 Seemeilen von einem Tiefseegraben entfernt und ist damit idealer Ausgangspunkt, um auf Safari zu gehen.
Bild des Tages
Bevor es jedoch soweit ist, kümmern wir uns ein wenig um das Aufstocken der Vorräte. Hier gibt es gleich eine Reihe an Einkaufsmöglichkeiten, welche wir auch testen. Zur Belohnung für einen erfolgreichen Einkauf gibt’s ein leckeres Eis auf die Faust.
Nun müssen wir nur noch ein paar Minuten totschlagen bis wir uns zum Ausgangspunkt unserer Meeres-Safari begeben. Hier werden wir freundlich empfangen und in wasserdichte Raumfahrt-Anzüge gesteckt, wie sich herausstellt nicht ohne Grund. Auf See soll es zu Beginn noch recht rau zugehen.
Nach kurzer Einweisung sitzen wir zusammen mit 10 anderen Passagieren in einem Schlauchboot mit Elektroantrieb und tuckern aus dem Hafen. Spätestens nach der Hafenausfahrt machen sich die Trockenanzüge bezahlt. Wir müssen zunächst gegen die Wellen fahren und springen teilweise von Welle zu Welle. Das Wasser spritzt dabei ordentlich über uns hinweg. So ähnlich geht unsere Fahrt noch rund 40 Minuten weiter, bis wir am Anfang des Tiefseegraben angekommen sind – hier werden wir auch schon erwartet.
Direkt vor unseren Nasen taucht aus dem tiefblauen Wasser der Grund für all die Strapazen auf: eine Reihe von Grindwalen haben sich hier her begeben. Die bis zu 6 Meter langen Tiere sind sehr soziale Wesen, welche in kleineren Gruppen zusammen unterwegs sind. Zudem scheinen sie die Aufmerksamkeit der Ausflugsboote zu genießen und spielen teilweise mit ihnen. Was für ein Erlebnis diesen tollen Tieren so nah zu kommen! Auf unserer Tour begegnen wir noch mehreren solcher Gruppen. Unser Guide, ein junger Walforscher, erklärt, dass bis zu 200 Tiere gleichzeitig hier am Canyon sein können. Über das Jahr hinweg sollen es bis zu 800 verschiedene Grindwale sein.
Leider sind die Grindwale weniger sozial gegenüber artfremden Walen, sodass wir keine anderen Wale zu Gesicht bekommen. Das ganze Jahr über bekommt man hier vor allem auch den riesigen Pottwal zu Gesicht, außerdem kann man im Winter mit Orcas schnorcheln und sieht mit Glück und je nach Jahreszeit auch Finnwale, Schweinswale, Buckelwale, Zwergwale oder Weißschnauzendelfine. Nach gut einer Stunde mit den Walen brechen wir auf zur Rückfahrt, welche deutlich ruhiger verläuft. Im Hafen werden wir noch von einem herrlichen Regenbogen in Empfang genommen und gehen anschließend glücklich und zufrieden von Bord.
Auf dem Heimweg zum Zelt schwärmen wir noch von dem tollen Erlebnissen und begutachten bei Ankunft direkt die Aufnahmen – das hat sich in jedem Fall gelohnt.
Tierfoto des Tages
Eigentlich hatten wir eine Wal- und Vogelsafari für morgen Abend in der Mitternachtssonne gebucht, doch aufgrund der schlechten Wetterprognose mussten wir den Ausflug auf die heutige „Solo-Walsafari“ verschieben. Irgendwann, da sind wir uns sicher, werden wir aber zurück kommen, um in der Mitternachtssonne erneut aufs offene Meer hinauszufahren, um die Natur in vollen Zügen aufzusaugen und zu genießen…und vielleicht klappt es ja dann auch mit dem großen Vertreter 🐳🥰
Jetzt werden wir erstmal bei absoluter Windstille und ohne Regen ganz beseelt einschlummern. Bis morgen.
Der Start in Tag 64 verläuft überraschend anders als gedacht. Die Wäsche braucht mal wieder länger als gedacht, der Blog bedarf wieder jeder Menge Aufmerksamkeit und in der warmen Küche vergeht die Zeit viel schneller als im kalten Zelt und ehe man sich versieht, ist es bereits spät abends als wir uns auf den Weg in die Schlafsäcke machen wollen … doch da die Sonne gerade alles in gold-gelbes Abendlicht färbt, entscheiden wir uns für einen spontanen Strandspaziergang in Richtung Mitternachtssonne.
Und so beginnen wir den heutigen Tag, bereits in Schlafsachen gehüllt am Strand mit Blick auf die nicht untergehende Sonne.
Bild des Tages
Danach kuscheln wir uns aber schnell ins Zelt und versuchen noch ein wenig zu schlafen, wenn gleich das bei Tageshelligkeit und munter vor sich hin zwitschernden Vögeln eine kleine Herausforderung ist. Die Aussicht auf ein ebenso schmackhaftes Frühstück wie gestern lässt uns dann aber doch relativ motiviert aufstehen – Körper und Geist sind aber noch etwas müde. So gehen wir den Tag entsprechend ruhig an und ziehen erst mittags vom Campingplatz los.
Weit haben wir es sowieso nicht. Gestern auf der Rückfahrt vom Supermarkt haben wir bereits einen schönen Platz zum Wildcampen erspäht und radeln diesen auch direkt an. Von hier aus starten wir wenig später auf einen ausgedehnten Strandspaziergang.
Auf unserer Runde schießen wir ein paar Fotos, lauschen dem Meer und beobachten die Könige der Lüfte beim gleiten im Wind. Gemütlich verbringen wir so den restlichen Nachmittag und hübschen auf dem Rückweg zum Zelt unser Abendessen noch etwas auf. Ein bisschen Gemüse, Käse und Nüsse sollen dem Bulgur verfeinern. Für den Hunger zwischendurch kommen wir mal wieder nicht an einem Eis vorbei. Danke an der Stelle den finanziellen Spendern 😉
Tierfoto des Tages
Zurück am Lagerplatz wird selbiges alsbald verspeist. Es schmeckt genauso gut wie es aussieht 😋 Dann ziehen wir uns schnell ins geschützte Zelt zurück – ein paar Regentropfen haben sich angekündigt. Während es sich laut prasselnd einregnet, kochen wir gemütlich im Trockenen unsere Bulgurpfanne und freuen uns mal wieder über unsere Entscheidung zu einem größeren Zelt. Die Mitternachtssonne bleibt heute wohl aus. Vielleicht haben wir so aber auch ein bisschen mehr Schlaf in der Nacht, wenn der Wind etwas nachlässt und nicht mehr mit voller Power am Zelt rüttelt…
Tagesausgaben
Eis & Verpflegung – 14 €
Etappe
⚠️ Farbe = Geschwindigkeit | Punkte mit Zahl = 5km
Hier im Norden der Insel Andøya haben wir etwas Zeit, um die Umgebung zu erkunden. Also können wir heute beruhigt ausschlafen und entspannt frühstücken. Das mit dem Ausschlafen funktioniert auf Grund des nächtlichen Sturms nur halbwegs, dafür ist das Frühstück um so schmackhafter.
Wir verlängern also unseren Aufenthalt um eine weitere Nacht und schwingen uns auf die unbepackten Räder. Doch lange halten wir es heute nicht darauf aus. Am nächsten Wanderparkplatz steigen wir schon wieder ab um uns auf den Weg zum Gipfel zu machen. Dieser soll eine ganz gute Aussicht über die Küste und das Meer bieten. Ob dem so ist, davon überzeugen wir uns gerne selbst.
Bild des Tages
Doch zuvor gilt es den steilen Aufstieg zu meistern. Bis auf 408 Meter über NN müssen wir hinauf. Erst geht es noch ganz entspannt über einen kleinen Trampelpfad und durch verwundene Birken. Doch spätestens als Steine und Geröll der bestimmende Untergrund sind, wird es richtig steil, am später folgenden Geröllfeld kommen Erinnerungen aus den Alpen hoch. Nach ca. einer halben Stunde haben wir es aber zur ersten Kuppe geschafft.
Von hier hat man schon einen ganz schönen Blick über das Tal bis zum Meer. Doch bis zur Klippe geht es noch gut 2 Kilometer weiter auf dem Berg. Hier es zum Glück etwas flacher auf und ab und auch das Wetter beruhigt sich sehr – kaum Wind und so etwas wie Sonne lässt sich erahnen.
Als wir dann nach weiteren 30 Minuten wandern am Gipfel des Måtind ankommen verschlägt es uns fast die Sprache. Das könnte zum einen an dem letzten nochmal wirklich steilen Anstieg liegen oder eher an der gigantischen Aussicht. Unser Blick schweift entlang der Küste mit schroffen Felsformationen, welche mit ihren Ausläufern bis ins türkisfarbenen Meer reichen. Ein Anblick den wir so noch nicht gesehen haben.
Hier oben – 408 Meter über dem Meer – nutzen wir die Abgeschiedenheit für ein kleines Päusschen. Außer uns sind nur zwei andere Wandersleute am Gipfel. Bei Banane und Schoko-Puffreis lassen wir die Seele und unsere Beine über der Klippe baumeln. Hier oben ist es überraschend warm und nur wenig windig. Als Erklärung für diesen ungewohnten Zustand fällt uns nur der Müde-Wind ein, welcher zu faul ist den weiten Weg vom Meer bis hier hoch zu ziehen. Wahrscheinlich hat sich das Wetter aber einfach nur etwas beruhigt.
Nach der Pause wird es fast schon voll hier oben und wir rücken zum Abstieg an. Die anderen Ausflügler brauchen augenscheinlich keine Zeit zum Gucken und Verschnaufen und brechen fast gleichzeitig mit uns auf. So geht es eben in kleiner Kolonne den Berg und die Steinfelder hinab. Unten angekommen können wir uns nicht entscheiden: zurück zum Campingplatz in die warme Küche oder doch lieber noch eine Umweg zum nächsten Dorf mit Supermarkt? Schlussendlich überzeugt uns die Möglichkeit eines frischen Ofengerichts für Option zwei und wir radeln nochmal zum Einkaufen.
Nach so einer Bergbegehung gibt es doch nicht schöneres als den Tag mit einem Stück Pizza ausklingen zu lassen. Und so fällt die Wahl des Abendessens auf selbige belegte Teigscheibe aus dem Tiefkühlschrank. Und weil eine Belohnung für zwei tapfere Bergsteiger nicht genug ist, testen wir auch noch das Norwegische Eis. Fazit: könnt ihr bei Gelegenheit kaufen und genießen, kann aber nicht mit unserer schwedischen Lieblingseismarke mithalten.
Eis-Bild des Tages
Jetzt aber schnell zurück ins Lager. Da angekommen, schieben wir direkt die Pizzen in den heißen Ofen und lassen so den Tag ausklingen… also fast. Ein bisschen Körperhygiene und eine Ladungen Wäsche müssen auch noch sein. Dann können wir morgen unser Lager ohne Platzgebühr aufstellen. Wo das sein wird, lest ihr dann hier.
Das Zelt wackelt, der Regen prasselt auf die Außenwand und der Wind heult durch die Bäume – es gab schon ruhigere Nächte auf unserer Reise. Entgegen des Trends der letzten Tage lassen wir uns aber heute nicht so leicht davon abbringen Aufzustehen. Heute blicken wir dem ungemütlichen Wetter ins Gesicht und sind fest entschlossen, ihm zu trotzen.
Als Grundlage dafür sollen die restlichen Bratkartoffeln vom Vorabend und eine dicke Nutella-Schnitte dienen, welche wir schnell in der geschützten Grillhütte einnehmen. Nachdem das Reisegepäck inklusive uns wasserdicht verpackt ist, geht es raus in den Sturm. Der Wind bläst uns mächtig entgegen und sät erste Zweifel, ob die 77 Kilometer heute vielleicht etwas weit gegriffen sind. Aber erstmal rein kommen ins Treten. Die Strecke verläuft heute eher kurvig an der Küste entlang. Das bedeutet mal Rücken- und mal Gegenwind.
Bild des Tages
Von oben bekommen wir derweilen alles ab, was der Wettergott auf Vorrat hat – von Regen über Schnee bis hin zu Graupel und Hagel. Doch wir kämpfen uns tapfer durch jede Sturm- und Hagelböe. Nach den ersten Kilometern macht sich nur etwas Unruhe breit. Grund ist aber nicht das chaotische Wetter.
Eine freundliche Mail mit der Erinnerung, dass heute die Rückmeldefrist für das anstehende Referendariat endet, ist eingetrudelt. Ein dazu passender Brief fehlt aber noch. Schnell horchen wir bei den zuständigen Stellen in der Heimat nach – kein Brief da, aber die letzte Briefkasten-Leerung auch schon ein paar Tage her. Ein paar Minuten später haben wir zumindest eine Leerung des Briefkastens und eine Fotoservice organisiert. Nun heißt es erst mal warten und weiter radeln.
Als neue Geschmacksnote im Wettercocktail kommt dann auch nochmal die Sonne durch, ehe es wieder mit Schneien beginnt. Leider passiert der Wetterumschwung zur denkbar ungünstigsten Zeit direkt vor einer super steilen Brücke. Beim heranfahren sieht es so aus, als sei sie für Schiffe hochgeklappt – ist sie aber nicht. Hier hätte man sich kaum ein schlechteres Wetter wünschen können als Schnee-Hagel und starken Gegenwind. Aber wir kommen rüber und sind nun schon mal auf der richtigen Insel.
Eine kleine Kirche im nächsten Dorf verwehrt uns dann auch noch eine kleine geschützte Verschnaufpause, da geschlossen, so wie alle Kirchen hier im Norden. Die Pause machen wir daher ein paar Meter weiter hinter einem Trafohäusschen, gezwungenermaßen. Denn der Hagel hat mittlerweile die Größe von Puffreis angenommen und kommt Dank dazugehörigen Wind nun auch noch horizontal. Das ist wohl jetzt der Tiefpunkt des Tages. Kaum mehr als 2°, die Hände und Füße sind nur noch Eisklumpen und der anvisierte Campingplatz noch 30 Kilometer entfernt.
Als der Hagel nachlässt und ein blaues Wolkenloch in Sicht ist, müssen wir wohl oder übel weiter. Jetzt geht es auch erstmal nicht mehr frontal gegen den Wind. Die Sonne sorgt für etwas Wärme und Erheiterung, trotzdem geht es nur zäh voran. Da hilft auch nicht der Anblick der atemberaubenden Berge, die sich vor uns auf tun. Wir wollen nur noch ankommen.
Das Wetter ist wieder etwas trüber, als wir an einem kunstvoll gestalteten Rastplatz ankommen. Besonderes Highlight laut Google ist die Toilette mit Meerblick. Für uns sind es aber zwei überaus nette Niederländer, welche wohl bei dem Wetter nicht mit Radreisenden gerechnet haben. Mit großen Augen und breiten Lächeln laden sie uns auf eine Tasse heißen Tee in ihren Wohnwagen ein. Genau das, was wir jetzt brauchen. Rund eine halbe Stunde dürfen wir die ersten Gäste im neuen mobilen Eigenheim der Pensionäre sein. Wir sind so glücklich und dankbar für diese nette und zuvorkommende Begegnung.
Neben der überraschenden Unterstützung aus den Niederlanden erreichen uns zur selben Zeit auch weitere gute Nachrichten aus der Heimat. Der wichtige Brief hat sich angefunden und wurde per digitaler Brieftaube aufs Smartphone gesendet. Die noch besseren Nachrichten stehen im Brief selbst, bleibt doch auch in den kommenden Monaten alles beim Alten. Es fand sich doch noch ein Platz in Dresden für die praktische Lehramts-Ausbildung.
Etwas aufgewärmt, mit besten Nachrichten im Gepäck und mit Rückenwind geht es nun gleich viel besser auf die letzten 20 Kilometer. Die Sonne zeigt sich nun auch nochmal und wir kommen bestens voran. Jetzt bleibt auch ein bisschen Zeit die unfassbare Natur zu bestaunen – die Berge, das Wasser und die Farben – einfach einmalig. Auf den letzten Metern begleiten uns auch noch ein paar Seeadler und demonstrieren stolz ihre gigantischen Flügel. Aufgrund ein paar technischer Schwierigkeiten gibt es noch kein richtiges Foto. Vielleicht bekommen wir nochmal die Gelegenheit.
Pünktlich zum nächsten Schneeschauer sind wir am Campingplatz. Hier müssen wir unser Zelt erstmals komplett abspannen, sonst ist es wohl bald ein fliegendes Zuhause. Nachdem wir das erfolgreich geschafft haben, begeben wir uns schnellstmöglich in die Küche. Hier ist es gut geschützt und wir können in aller Ruhe unsere Nudeln zubereiten. Die Nacht wird nach diesem verrückten Tag sicherlich wieder spannend.
Tagesausgaben
Campingplatz – 23 €
Etappe
⚠️ Die Farbcodierung bezieht sich heute auf unsereGeschwindigkeit.
Über Nacht hat sich das Wetter mal wieder ordentlich eingeregnet. Da bleibt uns ja fast gar nichts anderes übrig, als erstmal liegen zu bleiben. Als sich dann so langsam der Mittags-Hunger meldet, finden wir doch noch den Ausgang unseres Zelts.
Nun sind wir einmal aufgestanden, dann können wir ja wenigstens noch ein paar Kilometer fürs gute Gewissen und einen Abstecher in den Supermarkt machen. Zudem verspricht der nicht weit entfernte Stellplatz eine warme Dusche. Doch bevor es los geht, treffen wir noch auf einen Erbauer der Hütte, welcher uns herzlich begrüßt und sichtlich erfreut ist über unseren Besuch. Für Gäste wie uns, Fahrradfahrer und Wanderer, hätten sie die Hütte 2021 errichtet. Aktuell beobachtet er aber das Treiben auf dem See. Hier wird gerade ein neues Unterwasser-Stromkabel verlegt – er schaut das alles mit rechten Dingen zu geht. Eigentlich sind Motorboote auf dem See verboten, doch die Behörden haben wohl Sonderstatus erteilt, meint er kritisch.
Bild des Tages
Dann geht’s aber los und heute bleibt die Regen-Klamotte auch den ganze Tag an. In der nächsten Stadt gibt es eine Einkaufsmöglichkeit, bei welcher wir unsere Vorräte aufstocken wollen. Der Weg dahin ist bekannt hügeliges Terrain aber alles im machbaren Rahmen, da wollen wir uns überhaupt nicht beschweren.
Aufgrund des gestiegenen Preisniveaus werden wir in Norwegen wohl nicht dazu kommen, alle Köstlichkeiten zu testen, welche uns über den Weg laufen. Wir beschränken uns deshalb auf die Klassiker Nudeln, Bulgur, Toast und Müsli. Fürs Abendbrot entscheiden wir uns für „Pytt i Panne“. Selbiges konnten wir bei Constantin bereits testen. Und einwas gutes hat das kühle Wetter auch: den Kühlschrank haben wir immer dabei.
Nach dem Supermarkt ist es auch nicht mehr sonderlich weit bis zum Campingplatz. Eigentlich ist es ein Yachthafen mit Caravan-Stellplätzen, Zelte sind natürlich auch geduldet. Doch den Aufbau unserer Behausung verschieben wir aufgrund des Wetters erst einmal. In einer nebenstehenden, offenen Grillhütte finden wir Unterschlupf und sitzen das Wetter ein wenig aus. Da Regen und Wind es so wollen, kümmern wir uns dann auch erstmal um die Zubereitung des Abendmahls. „Pytt i Panne“ ist dabei eigentlich nur eine tiefgefrorene Bratkartoffel-Mischung und damit perfekt für ein schnelles Essen.
Nach gestilltem Hunger zeigt sich doch eine kurze Wetterpause, welche wir für den Zeltaufbau nutzen können. Als wir damit fertig sind, kommt auch jemand zum Kassieren der günstigen Stellplatzmiete. Für schlappe 13 Euro verbringen wir hier die Nacht. Danach geht’s unter die Brause und so vorgeheizt ins Bett. Morgen steht das Ziel auch schon fest – leider dann mit etwas mehr Beinarbeit. Hoffen wir, dass der angesagte Schneefall nicht zu arg wird.
Tagesausgaben
Verpflegung – 44 €
Campingplatz – 13 €
Etappe
⚠️ Die Farbcodierung bezieht sich heute auf unsereHöhe.
Wir nutzen die geschützte Hütte und quasi unendliches Tageslicht zum entspannten Ausschlafen. Daher ist das Frühstück eher ein Mittag und als wir los radeln der höchste Sonnenstand des Tages schon Geschichte. Heute wollen wir via Fähre die Inseln wechseln.
Auf dem Weg dahin entscheiden wir uns nicht für den kürzesten Weg, durch das vermutlich bergige Innland, sondern immer entlang des Insel-Rands. Neben flacheren Straßen sollte es hier zudem die besseren Aussichten geben. Da das Wetter heute tatsächlich mal ein wenig schöner ist, werden wir in Sachen Ausblicke auch nicht enttäuscht.
Bild des Tages
An den Panoramen und der Mischung aus Meer und Berg können wir uns nicht satt sehen. Den ganze Tag sind wir so mit einem Auge auf der Straße und mit dem anderen in der Landschaft unterwegs. Das wechselhafte Wetter sorgt zudem für eine Fülle an Stimmungen: von Sonne über Regen bis hin zu Sonne, blauer Himmel und Regen gleichzeitig.
Die Fähre verpassen wir mal wieder um keine 5 Minuten. Die gewonnenen Stunde wissen wir aber mit Keksen und der Familie-Schreiben zu überbrücken. Die Fähre ist gut beladen als sie dann mit uns zur Überfahrt ansetzt. Es gibt sogar ein kleines Café mit beheizten Innenraum. Genau das, was wir gebraucht haben. Bei der Ausstattung hätte die Überfahrt ruhig etwas länger dauern können. Aber nach 20 Minuten heißt es wieder rein in die Wetter-Wäschetrommel aus Sonne und Wolken.
Zum Nachtplatz ist es aber nicht mehr weit. Die Straße führt weiter entlang der Küstenlinie der nun neu eroberten Insel. Nur noch kurz einbiegen und schon haben wir unser neues Nachtlager an einem See in Beschlag genommen. Wieder ein herrlicher Unterstand in dem es sich sehr gut sitzen und kochen lässt. In Zelt und Schlafsack eingetütet werden wir hier sicher eine angenehme Nacht haben.
Tagesausgaben
Keine
Etappe
⚠️ Die Farbcodierung bezieht sich heute auf unsereHöhe.
Auf unserem provisorischen Campingplatz schlafen wir erstaunlich gut. Wir sind heute morgen kaum aus dem Bett zu kriegen. Einzig das Sonnenwetter lässt uns dann doch aus dem Zelt huschen, denn so haben wir die gute Chance unser Nachtlager trocken in die Taschen zu bekommen. Die Sonnenstrahlen begleiten uns auch noch während des Frühstücks und wärmen uns ordentlich für den Tag auf.
Danach ist wieder Regen angesagt. Wir verstauen das restliche Gepäck unter dem Dach der Veranda eines leerstehenden Ferienhauses und nutzen den trockenen Arbeitsplatz außerdem für einen Wechsel der Bremsbeläge. Gegen Mittag sind alle Arbeiten zufriedenstellend erledigt und wir können starten.
Bild des Tages
Zu erst geht es rein in das bergige Harstadt. In einem Kiosk hohlen wir uns kurz etwas Nachschub an Trinken für die nächsten Tage und radeln sogleich wieder hinaus. Unser Ziel heute ist die Besteigung eines kleinen Gipfels ganz in der Nähe. Dafür müssen wir auch gar nicht weit fahren und biegen bereits nach knapp 5 Kilometer ab, auf die Bergstraße zum Ausgangspunkt. Ob wir uns das mit so viel Gepäck gut überlegt haben?
Naja diese Frage erledigt sich wenig später. Denn durch Zufall entdecken wir einen öffentlichen Shelter direkt zwischen Straße und See. Wir packen die Gelegenheit beim Schopfe und nisten uns ein. So haben wir nicht nur einen trockenen Platz für eine kleine Pause und die Nacht gefunden, sondern können von hier aus auch die Gipfelbesteigung angehen – ganz ohne sämtliches Gepäck den Berg bis zum Parkplatz hoch fahren zu müssen.
Nach erwähnter Verschnaufpause brechen wir auch direkt auf. Zunächt stapfen wir die Asphaltstraße Richtung Parkplatz hoch. Hier geht es vorbei an steilen Bergweiden auf welchen Kuhglocken läuten und süße Lämmer ihre ersten Sprünge im Gras vollführen. Nach schon einigen Höhenmetern kommt uns dann auch die Idee: das ganze hätte man ja auch mit den unbepackten Fahrrädern machen können. Dann wäre man rückzu wenigstens schnell wieder unten. Naja jetzt haben wir schon zu viel geschafft und belassen es beim klassischen Wandern. Einen derartigen Duathlon können wir ja auch noch später machen.
Die Straße zieht sich unterdessen recht weit, gefühlt sind wir schon so gut wie oben als wir auf den Parkplatz einbiegen. Außer uns zwei Wanderern sind nur ein Camper und ein Auto zu sehen. Eine Beschilderung ist ebenfalls nicht zu finden und so folgen wir einfach den Spuren im Matsch – später dann im Schnee.
So nah wir uns vom Parkplatz dem Ziel wähnten, so weit waren wir dann doch noch entfernt . Zwar war die nächste Kuppe stets in Sichtweite, doch folgte darauf gleich die nächste. Und so spazierten wir munter weiter über Schnee, Fels, Sumpfgras und kleine Wasserläufe. Von oben gab’s mal Regen und mal Schnee. Doch schlussendlich begrüßte uns dann doch noch ein kräftiger Wind am Ende des Wegs. Hinter der letzten Kuppe tauchen in der Ferne in Nebel gehüllte Gipfel auf. Noch ein paar Meter weiter und wir haben freie Sicht über den dazwischen liegenden Fjord – einfach atemberaubend. Da unten sind wir vorns gestartet! Ein bisschen begeben wir uns noch auf dem Gipfel-Weg entlang des Fjords. Wir machen ein paar Fotos hier und ein paar Fotos dort.
Ein kurzes Päuschen später sind wir auch schon wieder auf dem Heimweg. Zurück über Schnee, Matsch und Asphalt. Jetzt wünschen wir uns noch einmal die Räder herbei um uns von der Schwerkraft nach unten tragen zu lassen. Aber am Ende schaffen wir es auch so und können uns zufrieden in unsere Hütte begeben.Für die ca. 15 km lange Wanderung mit vielen Höhenmetern belohnen wir uns mit einer heißen Reis-Tomaten-Bohnen-Pfanne mit ordentlich Knobi, super lecker! Morgen sind wir dann wieder auf zwei Rädern unterwegs.
Tagesausgaben
Trinken – 8 €
Etappe
⚠️ Die Farbcodierung bezieht sich heute auf unsereHöhe.
Was für ein grandioser Start in den Tag! Der Wecker klingelt zu moderater Stunde und auf dem Küchentisch stehen Waffeln, Omelett und Knoblauchbrot bereit. Constantin hat es sich nicht nehmen lassen, uns zum Wochenende ein traumhaftes Frühstück zuzubereiten. Ein paar Bratkartoffeln bereitet er auch noch schnell in der Pfanne zu. Und so sitzen wir wenig später in der Küche, essen Waffeln und lauschen den Erzählungen von Constantin: von seinen Eltern in Rumänien; den Norwegern, die gern für sich sind; der netten norwegischen Polizei (entschuldigt sich im Nachhinein telefonisch für das Verteilen von Strafzetteln, diese sind in Norwegen sehr teuer: 900€ für 7 km/h zu schnell); seiner Zeit in Deutschland; der Renovierung seines Hauses; den neuen horrenden Steuern für die Fisch-Industrie Norwegens,….
Wahrscheinlich hätten wir den ganzen Tag so in der Küche verbringen können. Doch ein bisschen Radfahren soll heute auch noch drin sein und so machen wir im Anschluss ans Festmahl unsere Räder fertig. Der Hausherr schaut etwas ungläubig auf die ganzen Taschen welche an unseren Fahrrädern befestigt werden. Nach großem Dank für die unfassbare Gastfreundschaft rollen wir los.
Bild des Tages
Ziel ist heute die Region Harstadt zu erreichen. Laut Google mit dem Fahrrad ein Weg von über 80 Kilometern – mit dem Auto nur die Hälfte. Wir entscheiden uns für die Autostrecke welche wohl durch einen Tunnel führt. Diesen durchqueren wir auch nur mit großer Mühe, nicht weil er etwa für Fahrräder gesperrt wäre, sondern ein nicht unerheblicher Anstieg macht uns zu schaffen. Doch die Strampelei hat sich gelohnt, sparen wir uns so doch etliche Kilometer. Zudem geht es auf der anderen Seite mit 58 km/h wieder runter.
Nun wieder am Meer angekommen, müssen wir leider auch dem heiteren Wetter erstmal lebewohl sagen – es beginnt zu regnen. Dafür können wir eine wunderbare Küste begrüßen, welche uns mit kristallklaren Wasser und leuchtendem türkis empfängt. An genau dieser Küste geht es nun für den Rest des Tages weiter. Zwischendurch wechseln wir nur einmal die Insel und passieren dabei eine windige Brücke.
Der Regen wird allmählich etwas intensiver und wir entscheiden uns, die Regensachen überzuziehen. Aufgrund des morgigen Sonntags und des Pfingstmontag müssen wir zudem auch nochmal einkaufen, um uns die nächsten Tage nicht ausschließlich von Süßigkeiten ernähren zu müssen. In den einzigen noch geöffneten Kiosk finden wir Zwiebeln, stückige Tomaten, Brot und Bananen. Da es hier uns auch für norwegische Verhältnisse etwas teuer vorkommt, belassen wir es dabei.
Nun ist es auch nicht mehr weit bis zum anvisierten Übernachtungsplatz. Leider war in der Vorbereitung auf dem Satellitenbild das „Camping Verboten“ Schild nicht zu erkennen. Also muss ein neuer Platz her. Die Straße weiter soll es einen richtigen Campingplatz geben, den wollen wir uns als erstes anschauen. Dieser sieht auch sehr gepflegt und recht modern aus, da haben wir schon andere Plätze auf der Reise gesehen. Doch ein dickes gelbes Schild weißt uns darauf hin, dass dieser Platz dauerhaft geschlossen hat – schade.
Tierfoto des Tages
Da wir aber nicht länger durch den kühlen Regentag fahren wollen, entscheiden wir uns einfach trotzdem hier zu bleiben. Auf einem kleinen Berg außer Sichtweite stellen wir unser Zelt auf und kuscheln und schnellstmöglich hinein. Gekocht wird heute auch drin und so sind wir bereits zeitig im Bett. Nun bleibt nur die Hoffnung auf ein bisschen weniger Nässe für morgen.
Tagesausgaben
Verpflegung – 11 €
Etappe
⚠️ Die Farbcodierung bezieht sich heute auf unsereHöhe.